Montag, 27. Mai 2013
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MIT GEZÜCKTEM SCHWERT – FÜR GOTT? - 4. Teil

Die Inquisitoren bestraften Zehntausende von Menschen. Tausende wurden auf dem Scheiterhaufen verbrannt, was den Historiker Will Durant zu der Äußerung veranlaßte: "Bei aller Nachsicht, die von einem Historiker gefordert und die einem Christen erlaubt ist, müssen wir die Inquisition . . . zu den finstersten Flecken in den Annalen der Menschheit zählen." Sie "zeugen von einer Grausamkeit, die selbst den wilden Tieren unbekannt ist".

Was während der Inquisition geschah, erinnert an die Worte Blaise Pascals, eines französischen Philosophen und Wissenschaftlers des 17. Jahrhunderts, der sagte: "Niemals tut man so vollständig und so ruhig das Böse, als wenn man es mit religiösem Gewissen tut." Tatsächlich ist es seit der Zeit, da Kain Abel erschlug, für die falsche Religion kennzeichnend, das Schwert der Verfolgung gegen Menschen mit einer anderen religiösen Überzeugung zu richten.

Nationalistische Differenzen und politische Manöver führten 1309 zur Verlegung der päpstlichen Residenz von Rom nach Avignon. Obgleich sie 1377 wieder nach Rom zurückverlegt wurde, verursachte kurz darauf die Wahl eines neuen Papstes, Urbans VI., weitere Unruhen. Doch dieselbe Gruppe von Kardinälen, die ihn gewählt hatte, wählte einen Gegenpapst, Klemens VII., der in Avignon residierte. Noch größere Verwirrung entstand Anfang des 15. Jahrhunderts, als für kurze Zeit drei Päpste gleichzeitig herrschten.

Diese Situation, das große abendländische Schisma, wurde durch das Konstanzer Konzil beendet. Es richtete sich nach dem Prinzip des Konziliarismus, der Auffassung, daß das allgemeine Konzil und nicht das Papsttum die höchste kirchliche Gewalt besitze. So konnte das Konzil 1417 Martin V. zum neuen Papst wählen. Obwohl die Kirche erneut vereint war, war sie ernstlich geschwächt worden. Aber trotz der Wunden leugnete das Papsttum jegliches Reformbedürfnis. Gemäß John L. Boojamra vom Orthodoxen Theologischen Seminar Sankt Wladimir legte dieser Fehler "die Grundlage für die Reformation des 16. Jahrhunderts".

Der Begründer des Christentums wies seine Nachfolger an, Jünger zu machen, doch er forderte sie nicht auf, dabei Gewalt anzuwenden. Im besonderen wies er darauf hin, daß "alle, die zum Schwert greifen, . . . durch das Schwert umkommen" werden. Auch lehrte er seine Nachfolger nicht, ungünstig Gesinnte körperlich zu mißhandeln. Der christliche Grundsatz, den es zu beachten galt, lautete:

2. Timotheus 2:24, 25: "Ein Sklave des Herrn aber hat es nicht nötig zu streiten, sondern muß gegen alle sanft sein, lehrfähig, der sich unter üblen Umständen beherrscht, der mit Milde die ungünstig Gesinnten unterweist, da Gott ihnen vielleicht Reue gewährt, die zu einer genauen Erkenntnis der Wahrheit führt."

Epheser 6:11-18: "Legt die vollständige Waffenrüstung Gottes an, damit ihr gegen die Machenschaften des Teufels standhalten könnt; denn unser Ringen geht nicht gegen Blut und Fleisch, sondern gegen die Regierungen, gegen die Gewalten, gegen die Weltbeherrscher dieser Finsternis, gegen die bösen Geistermächte in den himmlischen Örtern. Darum nehmt die VOLLSTÄNDIGE WAFFENRÜSTUNG GOTTES, damit ihr an dem bösen Tag widerstehen und, nachdem ihr alle Dinge gründlich getan habt, standhalten könnt. Steht daher fest, eure Lenden umgürtet mit WAHRHEIT und angetan mit dem Brustpanzer der GERECHTIGKEIT und eure Füße beschuht mit der Ausrüstung der GUTEN BOTSCHAFT DES FRIEDENS. Vor allem nehmt den großen Schild des GLAUBENS, mit dem ihr alle brennenden Geschosse dessen, der böse ist, auslöschen könnt. Auch nehmt den Helm der Rettung und das SCHWERT DES GEISTES, DAS IST GOTTES WORT, entgegen, während ihr fortfahrt, mit jeder Art von Gebet und Flehen bei jeder Gelegenheit im Geist zu beten. Und hierzu bleibt wach mit aller Beharrlichkeit und mit Flehen für alle Heiligen."

Da die Christenheit zu dem buchstäblichen Schwert des Krieges sowie zu dem symbolischen Schwert der Politik und der Verfolgung griff, folgte sie offensichtlich nicht der Führung desjenigen, den sie als ihren Begründer angibt. Sie war bereits durch ihre Uneinigkeit schwer mitgenommen, und nun drohte ihr der völlige Zusammenbruch. Der Katholizismus war eine "Religion, die eine Reform bitter nötig hatte". Würde es aber eine Reform geben? Wenn ja, wann? Und von welcher Seite?

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