Freitag, 24. Mai 2013
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MIT GEZÜCKTEM SCHWERT – FÜR GOTT? - 1. Teil

Das Christentum war in seinen Anfängen mit Gläubigen gesegnet, die nach ihrer Religion lebten. Um ihren Glauben zu verteidigen, gebrauchten sie eifrig "das Schwert des Geistes, das ist Gottes Wort".

Epheser 6:13-17: "Darum nehmt die vollständige Waffenrüstung Gottes, damit ihr an dem bösen Tag widerstehen und, nachdem ihr alle Dinge gründlich getan habt, standhalten könnt. Steht daher fest, eure Lenden umgürtet mit Wahrheit und angetan mit dem Brustpanzer der Gerechtigkeit und eure Füße beschuht mit der Ausrüstung der guten Botschaft des Friedens. Vor allem nehmt den großen Schild des Glaubens, mit dem ihr alle brennenden Geschosse dessen, der böse ist, auslöschen könnt. Auch nehmt den Helm der Rettung und das Schwert des Geistes, das ist Gottes Wort, entgegen."

Doch wie die Ereignisse zwischen 1095 und 1453 zeigen, griffen Namenchristen, die nicht nach dem wahren Christentum lebten, später zu anderen Arten von Schwertern.

Im 6. Jahrhundert existierte das Weströmische Reich nicht mehr. An seine Stelle war sein östliches Gegenstück, das Byzantinische Reich mit Konstantinopel als Hauptstadt, getreten. Aber die jeweiligen Kirchen, die alles andere als ein gutes Verhältnis zueinander hatten, sahen sich bald durch einen gemeinsamen Feind bedroht — das sich rasch ausbreitende islamische Reich.

Die Ostkirche erkannte dies spätestens, als die Muslime im 7. Jahrhundert Ägypten und andere Gebiete des Byzantinischen Reiches in Nordafrika eroberten.

Weniger als ein Jahrhundert danach sah die abendländische Kirche mit Entsetzen, wie der Islam durch Spanien nach Frankreich vordrang, und zwar bis in die Nähe von Paris. Viele spanische Katholiken traten zum Islam über, während andere muslimische Bräuche und die muslimische Kultur übernahmen. "Durch ihre Verluste verbittert", heißt es in dem Buch Early Islam, "wirkte die Kirche unaufhörlich unter ihren spanischen Söhnen, um die Flammen der Rache anzufachen."

Jahrhunderte später, als die spanischen Katholiken den Großteil ihres Landes zurückgewonnen hatten, wandten sie sich gegen "ihre moslemischen Untertanen und verfolgten sie gnadenlos. Sie zwangen sie, ihrem Glauben abzuschwören, vertrieben sie aus dem Land und unternahmen drastische Schritte, um jede Spur spanisch-moslemischer Kultur auszurotten."

Im Jahre 1095 rief Papst Urban II. europäische Katholiken auf, zum buchstäblichen Schwert zu greifen. Der Islam mußte aus den heiligen Stätten des Nahen Ostens vertrieben werden, auf die die Christenheit alleinigen Anspruch erhob.

Der Gedanke eines "gerechten" Krieges war nicht neu. Zum Beispiel hatte man sich im Kampf gegen die Muslime in Spanien und auf Sizilien darauf berufen. Und mindestens ein Jahrzehnt vor Papst Urbans Aufruf, so schreibt Karlfried Froehlich vom Theologischen Seminar in Princeton, hatte Papst Gregor VII. "eine militia Christi für den Kampf gegen alle Feinde Gottes ins Auge gefaßt und bereits erwogen, ein Heer in den Osten zu senden".

Urbans Handlung war zum Teil eine Reaktion auf den Hilferuf des byzantinischen Kaisers Alexios. Aber da sich die Beziehungen zwischen dem östlichen und dem westlichen Teil der Christenheit zu verbessern schienen, zog der Papst wahrscheinlich auch die sich bietende Möglichkeit in Betracht, die zerstrittenen Schwesterkirchen wieder zu vereinen. Er berief das Konzil von Clermont ein, das den Teilnehmern an diesem "heiligen" Unterfangen vollkommenen Ablaß versprach (Nachlaß aller Bußstrafen). Die Aufforderung fand unerwarteten Widerhall. Im Osten und im Westen lautete der Kampfruf "Deus volt" ("Gott will es").

Es begann eine Reihe von Feldzügen, die zum größten Teil in zwei Jahrhunderten geführt wurden.

Zunächst hielten die Muslime die Eindringlinge für Byzantiner. Doch als sie ihre wahre Herkunft erkannten, nannten sie sie Franken — das germanische Volk, von dem Frankreich später seinen Namen erhielt. Um dem Angriff dieser europäischen "Barbaren" zu begegnen, regte sich unter den Muslimen das Verlangen nach einem Schihad, einem heiligen Krieg oder Kampf.

Der englische Professor Desmond Stewart schreibt: "Für jeden Gelehrten oder Kaufmann, der den Samen der islamischen Zivilisation durch Lehre und Beispiel pflanzte, gab es einen Soldaten, für den der Islam ein Aufruf zur Schlacht war." In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts hatte der muslimische Führer Nureddin durch die Vereinigung der Muslime in Nordsyrien und Obermesopotamien ein starkes Heer aufgebaut. "Ebenso, wie die Christen des Mittelalters zu den Waffen griffen, um die Religion Christi voranzubringen", fährt Stewart fort, "so griffen die Moslems zu den Waffen, um die Religion des Propheten voranzubringen."



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