Montag, 6. Mai 2013
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BUDDHISMUS – EINE ERLEUCHTUNG? - 3. Teil

"Die ersten Bildnisse des Buddhas wurden von den Griechen angefertigt", schreibt E. M. Layman. Die Buddhisten behaupten, diese Statuen würden nicht angebetet, sondern dienten lediglich als Hilfe, dem großen Lehrer Verehrung und Achtung entgegenzubringen. Mitunter wird der Buddha stehend dargestellt, doch meistens sieht man ihn im Schneidersitz mit nach oben gerichteten Fußsohlen. Wenn seine Hände aufeinanderliegen, ist er in Meditation versunken; wenn seine rechte Hand in Kinnhöhe erhoben ist, segnet er; und wenn der Daumen der rechten Hand den Zeigefinger berührt oder beide Handflächen vor der Brust aneinanderliegen, lehrt er. Die Ruhelage zeigt ihn im Augenblick seines Übergangs in das Nirwana.

So, wie seine Positur unterschiedlich dargestellt wird, gibt es auch Unterschiede in seiner Lehre. 200 Jahre nach seinem Tod sollen bereits 18 verschiedene Versionen des Buddhismus existiert haben. Heute, 25 Jahrhunderte nach Gautamas "Erleuchtung", gibt es zahlreiche buddhistische Auslegungen, wie das Nirwana zu erreichen sei.

Erik Zürcher von der Universität Leiden (Niederlande) erklärt, daß es "im Buddhismus drei grundlegende Richtungen" gibt, "jede mit eigenen Lehrmeinungen, Kulthandlungen, heiligen Schriften und ikonographischen Überlieferungen". Diese Richtungen werden in der buddhistischen Terminologie als Fahrzeuge bezeichnet, weil sie gleich einer Fähre den Menschen über den Lebensfluß bringen, bis er schließlich das Ufer der Befreiung erreicht hat. Dann kann er das Fahrzeug unbesorgt verlassen. Der Buddhist vertritt die Ansicht, daß die Art des Reisens — die Art des Fahrzeugs — unwesentlich ist. Worauf es ankommt, ist, ans Ziel zu gelangen.

Zu diesen Fahrzeugen gehört der Theravada-Buddhismus, der den Lehren Buddhas recht nahe geblieben ist und besonders in Birma, Sri Lanka, Laos, Thailand und Kamputschea (früher Kambodscha) vertreten ist. Der Mahajana-Buddhismus, der in China, Korea, Japan, im Tibet und in der Mongolei vorherrscht, ist liberaler und hat seine Lehren darauf abgestimmt, mehr Leute zu erreichen. Aus diesem Grund wird er als großes Fahrzeug bezeichnet im Gegensatz zu Theravada, dem kleinen Fahrzeug. Wadschrajana, das Diamantfahrzeug, das allgemein als Tantrismus oder esoterischer Buddhismus bekannt ist, verbindet das Ritual mit dem Betreiben von Yoga, wodurch angeblich das Erreichen des Nirwana beschleunigt wird.

Diese drei Richtungen sind in viele Schulen aufgespalten, die alle gewisse wesentliche Elemente unterschiedlich auslegen, was oft daran liegt, daß besonderer Nachdruck auf bestimmte Teile der buddhistischen Schriften gelegt wird. Und da der Buddhismus, wie E. Zürcher ausführt, "mehr oder weniger von örtlichen Anschauungen und Bräuchen beeinflußt wurde", brachten diese Schulen bald etliche ortsgebundene Sekten hervor. Ähnlich wie die Christenheit mit ihren Tausenden von Sekten und Untergruppen hat der Buddha sozusagen viele Gesichter.

Wie der Judaismus und das vorgebliche Christentum hat sich der Buddhismus nicht mit einem religiösen Tätigkeitsfeld begnügt, sondern er hat das politische Denken und Verhalten mit geformt. "Zur ersten Verschmelzung von Buddhismus und politischer Betätigung kam es während der Herrschaft König Aschokas", schreibt Jerrold Schecter. Die politische Betätigung hat sich bis heute fortgesetzt. In der zweiten Hälfte des Jahres 1987 wurden in Lhasa 27 tibetische buddhistische Mönche verhaftet, weil sie an antichinesischen Demonstrationen teilgenommen hatten. Und die Mitwirkung des Buddhismus im Vietnamkrieg der 60er Jahre veranlaßte Schecter zu der Schlußfolgerung: "Der friedliche Pfad des Mittleren Weges ist abgebogen in Richtung der neuen Gewalt bei Straßendemonstrationen. . . . Der Buddhismus in Asien ist ein in Flammen aufgehender Glaube."

Mit den politischen, wirtschaftlichen, sozialen und sittlichen Mißständen des Westens unzufrieden, wenden sich viele auf der Suche nach einer Erklärung östlichen Religionen zu, beispielsweise dem Buddhismus. Kann aber "ein in Flammen aufgehender Glaube" die Lösung bieten? Wie ist nach Emersons Aussage, der Prüfstein für eine Religion sei die Anzahl der Dinge, die sie erklären könne, die Erleuchtung Gautamas zu beurteilen? Schneiden andere asiatische Religionen besser ab?


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