Sonntag, 26. Mai 2013
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MIT GEZÜCKTEM SCHWERT – FÜR GOTT? - 3. Teil

"Obwohl die Kreuzzüge den Muslimen im Osten galten", schreibt die Encyclopedia of Religion, "richteten die Kreuzfahrer ihren Eifer gegen die Juden, die in den Gebieten lebten, aus denen die Kreuzfahrer herangezogen worden waren, das heißt gegen die Juden in Europa. Ein gern genannter Beweggrund der Kreuzfahrer war, den Tod Jesu zu rächen, und so wurden die Juden die ersten Opfer. Juden wurden 1096 in Rouen verfolgt, worauf bald Massaker in Worms, Mainz und Köln folgten." Dies waren sozusagen Vorboten des antisemitischen Geistes der Judenverfolgung im nationalsozialistischen Deutschland.

Durch die Kreuzzüge verstärkten sich auch die Ost-West-Spannungen, die seit 1054 zugenommen hatten, als der Patriarch Michael Kerullarios im Osten und Kardinal Humbert im Westen sich gegenseitig exkommunizierten. Dadurch, daß die Kreuzfahrer in den eroberten Städten die griechischen Geistlichen durch lateinische Bischöfe ersetzten, wirkte sich das Ost-West-Schisma auf das einfache Volk aus.

Der Bruch zwischen den beiden Kirchen wurde während des 4. Kreuzzuges endgültig, als gemäß Herbert Waddams, ehemals anglikanischer Kanonikus von Canterbury, Papst Innozenz III. "ein Doppelspiel" trieb. Einerseits war der Papst entrüstet über die Plünderung Konstantinopels. Er schrieb: "Wie kann von der Kirche der Griechen erwartet werden, zur Treue gegenüber dem Apostolischen Stuhl zurückzukehren, wenn sie gesehen hat, wie die Lateinischen ein schlechtes Beispiel geben und Teufelswerk vollbringen, so daß sie den Griechen bereits verhaßter sind als Hunde, und das mit gutem Grund." Andererseits verschaffte er sich aus der Lage rasch einen Vorteil, indem er im Osten ein lateinisches Königreich unter einem westlichen Patriarchen errichtete.

Nach zwei Jahrhunderten fast ununterbrochenen Kampfes war das Byzantinische Reich so sehr geschwächt, daß es dem Ansturm der osmanischen Türken nicht gewachsen war, die am 29. Mai 1453 schließlich Konstantinopel eroberten. Das Reich war nicht nur durch das islamische Schwert niedergeschlagen worden, sondern auch durch das Schwert seiner Schwesterkirche in Rom. Die geteilte Christenheit erleichterte dem Islam das Vordringen in Europa.

Die Kreuzzüge stärkten die religiöse und politische Machtstellung des Papsttums. Sie "verliehen den Päpsten einen starken Arm in der europäischen Diplomatie", schreibt der Historiker John H. Mundy. Bald "war die Kirche die größte Regierungsmacht Europas . . ., imstande mehr politische Macht auszuüben als irgendeine der westlichen Regierungen".

Dieser Aufstieg zur Macht war durch den Untergang des Weströmischen Reiches möglich geworden. Die Kirche war als einzige vereinigende Macht im Westen übriggeblieben und hatte daher begonnen, eine aktivere politische Rolle in der Gesellschaft zu spielen als die Ostkirche, die zu jener Zeit noch einem mächtigen weltlichen Herrscher unterstand, dem byzantinischen Kaiser. Diese politische Machtstellung der lateinischen Kirche unterstrich ihren Anspruch auf das päpstliche Primat, das die Ostkirche nicht anerkannte. Die orientalische Kirche räumte zwar ein, daß der Papst der Ehre würdig sei, gestand ihm aber nicht die endgültige Autorität in Fragen der Lehre und der Rechtsprechung zu.

Angetrieben von politischer Macht und einer fehlgeleiteten religiösen Überzeugung, griff die katholische Kirche zum Schwert, um ihre Gegner auszuschalten. Sie machte es sich zur Aufgabe, Ketzer zur Strecke zu bringen. Die Geschichtsprofessoren Miroslav Hroch und Anna Skýbová von der Karls-Universität Prag beschreiben, wie die Inquisition, das gegen Ketzer vorgehende Gericht, arbeitete: "Die Namen der Denunzianten . . . mußten — im Unterschied zum allgemeinen Recht — nicht angegeben werden." Papst Innozenz IV. erließ 1252 die Bulle "Ad extirpanda", wonach Folterungen erlaubt waren. "Die seit dem 13. Jh. für Ketzer übliche Todesstrafe, das Verbrennen, . . . hatte . . . seine symbolische Bedeutung und stützte die Auffassung, daß die Kirche mit dieser Art der Bestrafung eigentlich kein Blut vergoß."

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