Samstag, 4. Mai 2013
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BUDDHISMUS – EINE ERLEUCHTUNG? - 1. Teil

Nach der Überlieferung wurde er rund 600 Jahre vor der Geburt Christi im nordindischen Reich der Schakjas geboren, trug den Namen Siddhartha Gautama und war ein Prinz. Er wurde auch Schakjamuni (Weiser aus dem Geschlecht der Schakjas) und Tathagata genannt — ein Titel von ungewisser Bedeutung. Die meisten kennen ihn unter seinem bekannteren Titel: der Buddha.

Gautama wuchs an einem Fürstenhof auf. Mit 29 Jahren wurde ihm plötzlich das Elend um ihn herum bewußt. Er suchte nach einer Erklärung, ähnlich wie Menschen von heute, die sich nach dem Grund für die Schlechtigkeit und das Leid fragen. So verließ er seine Frau und seinen kleinen Sohn und floh in die Öde, wo er sechs Jahre lang das Leben eines Asketen führte. Er schlief auf Dornen und ernährte sich eine Zeitlang von einem einzigen Reiskorn täglich. Aber das brachte ihm nicht die Erleuchtung.

Im Alter von ungefähr 35 Jahren entschied sich Gautama für einen gemäßigteren Weg, den er als Mittleren Weg bezeichnete. Er gelobte, so lange unter einem Feigenbaum sitzen zu bleiben, bis er die Erleuchtung empfangen würde. Nach einer Nacht der Visionen glaubte er schließlich, das Ziel erreicht zu haben. Seitdem ist er als der Buddha bekannt, was "der Erleuchtete" bedeutet. Doch Gautama erhob nicht als einziger Anspruch auf diesen Titel. Daher wird immer ein Artikel gebraucht, ein Buddha oder, in Gautamas Fall, der Buddha.

Die Hindugötter Indra und Brahma sollen den Buddha gebeten haben, anderen seine neugefundenen Wahrheiten zu verkünden. Dies tat er auch. Obwohl der Buddha die Toleranz des Hinduismus übernahm, der allen Religionen einen Wert zuerkennt, lehnte er das Kastensystem und die vielen Tieropfer ab. Er verwarf die Behauptung, die hinduistischen Veden seien Schriften göttlichen Ursprungs.

Zwar leugnete er nicht die Möglichkeit der Existenz Gottes, aber er wies die Vorstellung von einem Schöpfergott zurück. Das Gesetz der Ursache, so erklärte er, sei ohne Anfang. Und er ging weiter als der Hinduismus, indem er in seiner ersten Predigt verhieß: "Dies, o Mönche, ist jener Mittlere Weg, der Einsicht verleiht, der Erkenntnis verleiht, der zu Frieden, höherer Erkenntnis, zur Erleuchtung, zum Nirwana führt."

Was ist das Nirwana? "Es ist schwierig, auf diese Frage eine Antwort zu finden, die nicht irgendwie zutrifft", schreibt der Historiker Will Durant, "denn der Meister ließ diesen Punkt im dunkeln, und seine Anhänger gaben dem Worte jede erdenkliche Bedeutung." "Es gibt keine einheitliche buddhistische Ansicht", heißt es in der Encyclopedia of Religion, denn die Vorstellung vom Nirwana "richtet sich nach der Kultur, der geschichtlichen Zeitspanne, der Sprache, der Schule und sogar nach der Einzelperson". Ein Autor bezeichnet es als "völliges Erlöschen der Begierde, Unendlichkeit der Leere, die keinen Zeitbegriff kennt, . . . ewige Todesruhe ohne Wiedergeburt". Andere sagen mit Bezug auf die Sanskritwurzel des Wortes, die die Bedeutung von "ausblasen" hat, es sei wie eine Flamme, die erlischt, wenn der Brennstoff aufgebraucht ist. In jedem Fall verheißt das Nirwana Befreiung.

Der Buddha faßte die Notwendigkeit der Befreiung in den vier edlen Wahrheiten zusammen: Leben ist Leiden; Leiden entsteht durch die Lebensgier, durch Lust und Begehren; der Weg der Weisheit ist, diese Gier zu unterdrücken; das wird durch den achtfachen Pfad erreicht. Dieser Pfad umfaßt rechte Anschauung, rechte Absicht, rechtes Reden, rechtes Handeln, rechtes Leben, rechtes Streben, rechtes Überdenken und rechtes Sichversenken.

Menschen und Stätten im Buddhismus


Adam's Peak: Berg in Sri Lanka, der als heilig gilt; ein Abdruck in seinem Gestein wird von Buddhisten als der Fußabdruck des Buddhas betrachtet, von Muslimen als der Adams und von Hindus als der Schiwas.


Bodhi-Baum: Der Feigenbaum, unter dem Gautama zum Buddha wurde; bodhi bedeutet "Erleuchtung"; ein Sproß des Baumes soll noch existieren und wird in Anuradhapura (Sri Lanka) verehrt.


Buddhistische Mönche: Sie sind an ihren charakteristischen Gewändern zu erkennen und sind bedeutende Personen im Buddhismus; sie geloben, wahrheitsliebend zu sein, Menschen und Tiere mitfühlend zu behandeln, das tägliche Brot zu erbitten, Vergnügen zu meiden und in Keuschheit zu leben.


Dalai-Lama: Weltlicher und religiöser Führer Tibets, der von Buddhisten als Reinkarnation des Buddhas angesehen wird und 1959 ins Exil gehen mußte; das Wort dalai, das sich von dem mongolischen Wort für "Meer" herleitet, bedeutet großes Wissen; lama bezeichnet einen geistlichen Lehrer (wie der Guru in Sanskrit). Gemäß Nachrichtenmeldungen gab der Dalai-Lama bei den tibetischen Demonstrationen im Jahre 1987 "zivilem Ungehorsam seinen Segen, verurteilte aber Gewalt", worauf er von Indien, seinem Gastland, darauf hingewiesen wurde, daß er durch politische Erklärungen seinen Aufenthalt im Land gefährde.


Zahntempel: Buddhistischer Tempel in Kandy (Sri Lanka), in dem ein Zahn, der angeblich vom Buddha stammte, als Reliquie aufbewahrt wird.


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