Sonntag, 26. Mai 2013
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MIT GEZÜCKTEM SCHWERT – FÜR GOTT? - 3. Teil

"Obwohl die Kreuzzüge den Muslimen im Osten galten", schreibt die Encyclopedia of Religion, "richteten die Kreuzfahrer ihren Eifer gegen die Juden, die in den Gebieten lebten, aus denen die Kreuzfahrer herangezogen worden waren, das heißt gegen die Juden in Europa. Ein gern genannter Beweggrund der Kreuzfahrer war, den Tod Jesu zu rächen, und so wurden die Juden die ersten Opfer. Juden wurden 1096 in Rouen verfolgt, worauf bald Massaker in Worms, Mainz und Köln folgten." Dies waren sozusagen Vorboten des antisemitischen Geistes der Judenverfolgung im nationalsozialistischen Deutschland.

Durch die Kreuzzüge verstärkten sich auch die Ost-West-Spannungen, die seit 1054 zugenommen hatten, als der Patriarch Michael Kerullarios im Osten und Kardinal Humbert im Westen sich gegenseitig exkommunizierten. Dadurch, daß die Kreuzfahrer in den eroberten Städten die griechischen Geistlichen durch lateinische Bischöfe ersetzten, wirkte sich das Ost-West-Schisma auf das einfache Volk aus.

Der Bruch zwischen den beiden Kirchen wurde während des 4. Kreuzzuges endgültig, als gemäß Herbert Waddams, ehemals anglikanischer Kanonikus von Canterbury, Papst Innozenz III. "ein Doppelspiel" trieb. Einerseits war der Papst entrüstet über die Plünderung Konstantinopels. Er schrieb: "Wie kann von der Kirche der Griechen erwartet werden, zur Treue gegenüber dem Apostolischen Stuhl zurückzukehren, wenn sie gesehen hat, wie die Lateinischen ein schlechtes Beispiel geben und Teufelswerk vollbringen, so daß sie den Griechen bereits verhaßter sind als Hunde, und das mit gutem Grund." Andererseits verschaffte er sich aus der Lage rasch einen Vorteil, indem er im Osten ein lateinisches Königreich unter einem westlichen Patriarchen errichtete.

Nach zwei Jahrhunderten fast ununterbrochenen Kampfes war das Byzantinische Reich so sehr geschwächt, daß es dem Ansturm der osmanischen Türken nicht gewachsen war, die am 29. Mai 1453 schließlich Konstantinopel eroberten. Das Reich war nicht nur durch das islamische Schwert niedergeschlagen worden, sondern auch durch das Schwert seiner Schwesterkirche in Rom. Die geteilte Christenheit erleichterte dem Islam das Vordringen in Europa.

Die Kreuzzüge stärkten die religiöse und politische Machtstellung des Papsttums. Sie "verliehen den Päpsten einen starken Arm in der europäischen Diplomatie", schreibt der Historiker John H. Mundy. Bald "war die Kirche die größte Regierungsmacht Europas . . ., imstande mehr politische Macht auszuüben als irgendeine der westlichen Regierungen".

Dieser Aufstieg zur Macht war durch den Untergang des Weströmischen Reiches möglich geworden. Die Kirche war als einzige vereinigende Macht im Westen übriggeblieben und hatte daher begonnen, eine aktivere politische Rolle in der Gesellschaft zu spielen als die Ostkirche, die zu jener Zeit noch einem mächtigen weltlichen Herrscher unterstand, dem byzantinischen Kaiser. Diese politische Machtstellung der lateinischen Kirche unterstrich ihren Anspruch auf das päpstliche Primat, das die Ostkirche nicht anerkannte. Die orientalische Kirche räumte zwar ein, daß der Papst der Ehre würdig sei, gestand ihm aber nicht die endgültige Autorität in Fragen der Lehre und der Rechtsprechung zu.

Angetrieben von politischer Macht und einer fehlgeleiteten religiösen Überzeugung, griff die katholische Kirche zum Schwert, um ihre Gegner auszuschalten. Sie machte es sich zur Aufgabe, Ketzer zur Strecke zu bringen. Die Geschichtsprofessoren Miroslav Hroch und Anna Skýbová von der Karls-Universität Prag beschreiben, wie die Inquisition, das gegen Ketzer vorgehende Gericht, arbeitete: "Die Namen der Denunzianten . . . mußten — im Unterschied zum allgemeinen Recht — nicht angegeben werden." Papst Innozenz IV. erließ 1252 die Bulle "Ad extirpanda", wonach Folterungen erlaubt waren. "Die seit dem 13. Jh. für Ketzer übliche Todesstrafe, das Verbrennen, . . . hatte . . . seine symbolische Bedeutung und stützte die Auffassung, daß die Kirche mit dieser Art der Bestrafung eigentlich kein Blut vergoß."

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Samstag, 25. Mai 2013
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MIT GEZÜCKTEM SCHWERT – FÜR GOTT? - 2. Teil

Natürlich war die Religion nicht immer die treibende Kraft. In dem Buch The Birth of Europe heißt es, daß die Kreuzzüge vielen Europäern "die unwiderstehliche Möglichkeit eröffneten, Ruhm zu erlangen, Beute zu machen, neue Besitztümer zu erhalten, ganze Länder zu regieren — oder als ruhmreiche Abenteurer einem eintönigen Leben zu entfliehen". Italienische Kaufleute erkannten auch die Gelegenheit, im östlichen Mittelmeerraum Handelsstützpunkte aufzubauen. Doch ungeachtet ihres Beweggrundes waren anscheinend alle bereit, für ihre Religion zu sterben — sei es in einem "gerechten" Krieg der Christenheit oder in einem muslimischen Schihad.

2. Korinther 10:3, 4: "Denn obwohl wir im Fleische wandeln, erfolgt unsere Kriegführung nicht gemäß dem, was wir im Fleische sind. Denn die Waffen unserer Kriegführung sind nicht fleischlich, sondern machtvoll durch Gott, um starke Verschanzungen umzustoßen."

1. Timotheus 1:18: "Diesen Auftrag vertraue ich dir an, Kind, Timotheus, gemäß den Voraussagen, die direkt zu dir hingeführt haben, damit du durch diese den vortrefflichen Kriegszug fortsetzest."

Zeugten die Kreuzzüge von der vortrefflichen Kriegführung, zu der Christen aufgefordert werden?

Der 1. Kreuzzug (1096—99) führte zur Rückeroberung Jerusalems und zur Errichtung von vier lateinischen Staaten im Osten: das Königreich Jerusalem, die Grafschaft Edessa, das Fürstentum Antiochia und die Grafschaft Tripolis. Ein von dem Historiker H. G. Wells zitiertes Werk sagt über die Einnahme Jerusalems: "Das Gemetzel war schrecklich; das Blut der Besiegten floß die Straßen hinunter und spritzte, wenn Männer hindurchritten. Bei Einbruch der Nacht kamen die Kreuzfahrer im Freudentaumel vom Treten der Weinkelter zum Heiligen Grab und falteten die blutbefleckten Hände zum Gebet."

Der 2. Kreuzzug (1147—49) wurde durch den Verlust der Grafschaft Edessa an syrische Muslime im Jahre 1144 ausgelöst; er endete, als die Muslime die "Ungläubigen" der Christenheit erfolgreich abwehrten.

Der 3. Kreuzzug (1189—92), der auf die Rückeroberung Jerusalems durch die Muslime folgte, wurde unter anderem von Richard I. Löwenherz von England angeführt. Der Kreuzzug löste sich gemäß der Encyclopedia of Religion zufolge von "Zermürbung, Zwist und mangelnder Zusammenarbeit" bald auf.

Der 4. Kreuzzug (1202—4) richtete sich wegen mangelnder Geldmittel auf Konstantinopel statt auf Ägypten; man versprach finanziellen Beistand als Gegenleistung für die Hilfe, den im Exil lebenden byzantinischen Thronanwärter Alexios an die Macht zu bringen. "Die darauf folgende Plünderung Konstantinopels durch die Kreuzfahrer hat der orthodoxe Osten nie vergessen oder vergeben", heißt es in der Encyclopedia of Religion. "Wollte man einen bestimmten Zeitpunkt für die deutliche Kundwerdung des Schismas angeben, so wäre — jedenfalls vom psychologischen Standpunkt aus gesehen — 1204 das passendste Jahr."

Der Kinderkreuzzug (1212) brachte Tausenden von deutschen und französischen Kindern den Tod, ehe sie überhaupt ihr Ziel erreichten.

Der 5. Kreuzzug (1217—21), der letzte unter päpstlicher Gewalt, schlug wegen schwacher Führung und Einmischung der Geistlichkeit fehl.

Der 6. Kreuzzug (1228/29) wurde von dem Staufenkaiser Friedrich II. angeführt, den Papst Gregor IX. zuvor mit dem Kirchenbann belegt hatte.

Der 7. und der 8. Kreuzzug (1248—54 und 1270—72), die Ludwig IX. von Frankreich unternahm, scheiterten nach seinem Tod in Nordafrika.

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Freitag, 24. Mai 2013
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MIT GEZÜCKTEM SCHWERT – FÜR GOTT? - 1. Teil

Das Christentum war in seinen Anfängen mit Gläubigen gesegnet, die nach ihrer Religion lebten. Um ihren Glauben zu verteidigen, gebrauchten sie eifrig "das Schwert des Geistes, das ist Gottes Wort".

Epheser 6:13-17: "Darum nehmt die vollständige Waffenrüstung Gottes, damit ihr an dem bösen Tag widerstehen und, nachdem ihr alle Dinge gründlich getan habt, standhalten könnt. Steht daher fest, eure Lenden umgürtet mit Wahrheit und angetan mit dem Brustpanzer der Gerechtigkeit und eure Füße beschuht mit der Ausrüstung der guten Botschaft des Friedens. Vor allem nehmt den großen Schild des Glaubens, mit dem ihr alle brennenden Geschosse dessen, der böse ist, auslöschen könnt. Auch nehmt den Helm der Rettung und das Schwert des Geistes, das ist Gottes Wort, entgegen."

Doch wie die Ereignisse zwischen 1095 und 1453 zeigen, griffen Namenchristen, die nicht nach dem wahren Christentum lebten, später zu anderen Arten von Schwertern.

Im 6. Jahrhundert existierte das Weströmische Reich nicht mehr. An seine Stelle war sein östliches Gegenstück, das Byzantinische Reich mit Konstantinopel als Hauptstadt, getreten. Aber die jeweiligen Kirchen, die alles andere als ein gutes Verhältnis zueinander hatten, sahen sich bald durch einen gemeinsamen Feind bedroht — das sich rasch ausbreitende islamische Reich.

Die Ostkirche erkannte dies spätestens, als die Muslime im 7. Jahrhundert Ägypten und andere Gebiete des Byzantinischen Reiches in Nordafrika eroberten.

Weniger als ein Jahrhundert danach sah die abendländische Kirche mit Entsetzen, wie der Islam durch Spanien nach Frankreich vordrang, und zwar bis in die Nähe von Paris. Viele spanische Katholiken traten zum Islam über, während andere muslimische Bräuche und die muslimische Kultur übernahmen. "Durch ihre Verluste verbittert", heißt es in dem Buch Early Islam, "wirkte die Kirche unaufhörlich unter ihren spanischen Söhnen, um die Flammen der Rache anzufachen."

Jahrhunderte später, als die spanischen Katholiken den Großteil ihres Landes zurückgewonnen hatten, wandten sie sich gegen "ihre moslemischen Untertanen und verfolgten sie gnadenlos. Sie zwangen sie, ihrem Glauben abzuschwören, vertrieben sie aus dem Land und unternahmen drastische Schritte, um jede Spur spanisch-moslemischer Kultur auszurotten."

Im Jahre 1095 rief Papst Urban II. europäische Katholiken auf, zum buchstäblichen Schwert zu greifen. Der Islam mußte aus den heiligen Stätten des Nahen Ostens vertrieben werden, auf die die Christenheit alleinigen Anspruch erhob.

Der Gedanke eines "gerechten" Krieges war nicht neu. Zum Beispiel hatte man sich im Kampf gegen die Muslime in Spanien und auf Sizilien darauf berufen. Und mindestens ein Jahrzehnt vor Papst Urbans Aufruf, so schreibt Karlfried Froehlich vom Theologischen Seminar in Princeton, hatte Papst Gregor VII. "eine militia Christi für den Kampf gegen alle Feinde Gottes ins Auge gefaßt und bereits erwogen, ein Heer in den Osten zu senden".

Urbans Handlung war zum Teil eine Reaktion auf den Hilferuf des byzantinischen Kaisers Alexios. Aber da sich die Beziehungen zwischen dem östlichen und dem westlichen Teil der Christenheit zu verbessern schienen, zog der Papst wahrscheinlich auch die sich bietende Möglichkeit in Betracht, die zerstrittenen Schwesterkirchen wieder zu vereinen. Er berief das Konzil von Clermont ein, das den Teilnehmern an diesem "heiligen" Unterfangen vollkommenen Ablaß versprach (Nachlaß aller Bußstrafen). Die Aufforderung fand unerwarteten Widerhall. Im Osten und im Westen lautete der Kampfruf "Deus volt" ("Gott will es").

Es begann eine Reihe von Feldzügen, die zum größten Teil in zwei Jahrhunderten geführt wurden.

Zunächst hielten die Muslime die Eindringlinge für Byzantiner. Doch als sie ihre wahre Herkunft erkannten, nannten sie sie Franken — das germanische Volk, von dem Frankreich später seinen Namen erhielt. Um dem Angriff dieser europäischen "Barbaren" zu begegnen, regte sich unter den Muslimen das Verlangen nach einem Schihad, einem heiligen Krieg oder Kampf.

Der englische Professor Desmond Stewart schreibt: "Für jeden Gelehrten oder Kaufmann, der den Samen der islamischen Zivilisation durch Lehre und Beispiel pflanzte, gab es einen Soldaten, für den der Islam ein Aufruf zur Schlacht war." In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts hatte der muslimische Führer Nureddin durch die Vereinigung der Muslime in Nordsyrien und Obermesopotamien ein starkes Heer aufgebaut. "Ebenso, wie die Christen des Mittelalters zu den Waffen griffen, um die Religion Christi voranzubringen", fährt Stewart fort, "so griffen die Moslems zu den Waffen, um die Religion des Propheten voranzubringen."



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Donnerstag, 23. Mai 2013
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DER ISLAM – 3. Teil

Die Sufis haben regionale Bräuche und Glaubensansichten übernommen. Die Türken haben ihre Schamanenbräuche beibehalten, die Afrikaner ihre Medizinmänner, die Inder ihre hinduistischen und vorhinduistischen Heiligen und Gottheiten und die Indonesier — wie es die New Encyclopædia Britannica ausdrückt — ihre "vorislamische Weltanschauung unter einem Überzug aus islamischen Bräuchen".

Eine bekannte religiöse Bewegung in jüngerer Zeit ist der Bahaismus, der sich Mitte des 19. Jahrhunderts im Iran aus dem schiitischen Islam entwickelte. Eine andere ist die sunnitische Ahmadiya-Bewegung, die Ende des 19. Jahrhunderts in Indien aufkam, als Mirza Ghulam Ahmad, ein selbsternannter Prophet, vorgab, eine Verkörperung Muhammads, der wiedergekommene Jesus und eine Inkarnation des hinduistischen Krischna zu sein. Er lehrte, daß Jesus dem Tod auf Golgotha entgangen und daraufhin nach Indien geflohen sei, wo er bis zu seinem Tod im Alter von 120 Jahren gewirkt habe.

In seinen Kommentaren zum Qur'an schreibt der muslimische Autor S. Abul A'la Maududi: "Zur Zeit der Offenbarung der Al-Baqarah waren die verschiedensten Heuchler zum Vorschein gekommen." Dazu gehörten die "munafiqin (Heuchler) der Muslime . . ., die verstandesmäßig von der Wahrheit des Islam überzeugt waren, aber nicht den Mut aufbrachten, ihre früheren Traditionen aufzugeben".

Von Anfang an versäumten es also offensichtlich viele Gläubige, sich Allah in einer Weise zu unterwerfen, wie es Muhammad beabsichtigt hatte. Andere hingegen taten dies. Um der Herausforderung zu begegnen, scheute sich die Christenheit nicht, zum Schwert zu greifen.

Zum besseren Verständnis des Islam


Die fünf Säulen des Islam erfordern, daß Muslime mindestens einmal öffentlich die shahada, das Glaubensbekenntnis — "Es gibt keinen Gott außer Gott; Muhammad ist der Prophet Gottes" —, aussprechen; fünfmal am Tag beten; die zakat geben, eine obligatorische Steuer, die heute meist freiwillig geleistet wird; während des neunten Monats, des Ramadan, von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang fasten und mindestens einmal, sofern sie finanziell dazu imstande sind, den Hadsch (Pilgerfahrt) nach Mekka unternehmen.


Der "Schihad" ("heiliger Krieg" oder "heiliger Kampf") wird von den Charidschiten, nicht aber von den Muslimen im allgemeinen, als sechste Säule angesehen. Sein Zweck ist gemäß der New Encyclopædia Britannica "nicht die Bekehrung einzelner zum Islam, sondern vielmehr das Erlangen politischer Macht über die Gesamtangelegenheiten von Gesellschaften, um sie mit den Grundsätzen des Islam in Übereinstimmung zu bringen". Der Qur'an gestattet einen solchen "heiligen Krieg", indem er sagt: "Tötet nicht das Leben, das Allah unverletzlich gemacht hat, es sei denn mit Recht" (Sura 17:34).


Die Hauptquellen islamischer Lehren und Gesetze sind der Qur'an, der etwa im Laufe eines Vierteljahrhunderts niedergeschrieben wurde; die sunna (Gewohnheit); ijma' (allgemeine Übereinstimmung der Gemeinde) und qiyas (Denken des einzelnen). Das islamische Gesetz, die Scharia, die sich mit dem gesamten religiösen, politischen, sozialen, familiären und privaten Leben der Muslime befaßt, wurde im 8. und 9. Jahrhundert u. Z. in ein System gebracht.


Mekka, Medina und Jerusalem sind in dieser Reihenfolge die drei heiligsten Orte des Islam: Mekka wegen der heiligen Kaaba, die nach der Überlieferung Abraham erbaut haben soll; Medina, weil dort Muhammads Moschee steht; und Jerusalem, weil Muhammad gemäß der Überlieferung von dort aus in den Himmel auffuhr.

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Mittwoch, 22. Mai 2013
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DER ISLAM – 2. Teil

"Die arabischen Eroberungen waren direkt auf das Predigen Muhammads zurückzuführen", heißt es in The Collins Atlas of World History. Natürlich trugen auch noch andere Faktoren zu der Ausbreitung des Islam bei. Religiöse Konflikte zwischen den Christen in Byzanz und den Zoroastriern in Persien machten beispielsweise beide Gruppen für den arabischen Vorstoß blind.

Das Bemühen, ein ausgedehntes Reich durch die Religion zusammenzuhalten, war nichts Neues. Doch "die Moslems waren überzeugt, im Koran die endgültige und unbestreitbare Wahrheit zu besitzen", erklärt der Autor Desmond Stewart. Sie wurden selbstzufrieden und "glaubten, alles, was wissenswert sei, sei bereits bekannt und die Gedanken von Nichtmoslems seien unerheblich". Man "widerstand hartnäckig" Veränderungen.

Folglich war das Reich schon im 11. Jahrhundert im Niedergang begriffen. Stewart vergleicht es mit einem "Meteor, der am Nachthimmel aufblitzt, dessen . . . Kraft bald erlischt". Diese Religion, die eine Art Bruderschaft ins Leben rief und es vergleichsweise einfach machte, sich Gott zu nahen, trug somit in Wirklichkeit zum Untergang des Reiches bei, bei dessen Schaffung sie zuvor mitgewirkt hatte. Wie gewonnen, so zerronnen. Das Reich war tot, aber seine Religion lebte weiter.

Wahre Unterwerfung schließt ein, Gott, seinen Gesetzen und seinen Vertretern zu gehorchen. Muhammad gelang es, die arabischen Stämme in Arabien zu vereinigen, indem er eine islamische Gemeinde (Ummah) gründete, in deren Mittelpunkt er und der Qur'an standen. Es war ein religiöser Staat, in dem die Unterwerfung dazu beitrug, die Gemeindeglieder zu Brüdern unter einem Führer zu machen.

Der Islam gestattete den Gebrauch des Schwertes, um die Feinde der arabischen Stämme zu bekämpfen. Das Schwert half, ihr Reich auszudehnen und ihre Religion zu verbreiten. Nach Muhammads Tod kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Sie waren in erster Linie politischer Natur, da es darum ging, einen Kalifen, einen Führer, zu bestimmen. Viele wurden bewogen, das Schwert gegen ihre eigenen Brüder zu ziehen. Die Verschmelzung von Religion und Regierung führte zur Entzweiung der Gemeinde. Die "Unterwerfung" konnte das Volk nicht unter einem Führer vereinen.

Nach der Überlieferung sah Muhammad die Entstehung von 72 häretischen Sekten des Islam vorher. Aber heute spricht man von mehreren hundert Sekten.

Die beiden Hauptrichtungen sind die Schiiten und die Sunniten. In beiden gibt es jedoch zahlreiche Untergruppen. Von 100 Muslimen sind 83 Sunniten und 15 Schiiten. Die übrigen gehören so unterschiedlichen Sekten an wie den Drusen, den Black Muslims und den synkretistischen Muslimen Indonesiens, die den Islam mit dem Buddhismus, dem Hinduismus und einheimischen Religionen vermischen.

Ein Merkmal der schiitischen Minderheit ist der Glaube, daß die Religion und der Qur'an eine esoterische oder geheime Bedeutung haben. Doch eigentlich war es die Frage der Nachfolge, die zur schiitischen Abspaltung führte. Die Schia (ein Wort, das "Partei" bedeutet, bezogen auf die "Partei Alis") hält an der Lehre des Legitimismus fest, wonach das Recht auf Leitung auf Ali, den Vetter und Schwiegersohn Muhammads, beschränkt ist sowie auf dessen Nachkommen.

Ali und seine Nachkommen waren Imame, Führer mit unumschränkter geistlicher Macht. Man ist sich nicht einig, wie viele Imame es gegeben hat, doch die größte schiitische Gruppe, die Zwölfer-Schiiten, sind der Meinung, es seien 12 gewesen. Im Jahre 878 u. Z. wurde der 12. Imam "verborgen", das heißt, er verschwand, nachdem er verheißen hatte, am Ende der Zeiten wiederzukommen, um eine islamische Regierung der Gerechtigkeit zu errichten.

Schiitische Muslime gedenken jedes Jahr des Märtyrertodes Husains, des Enkels Muhammads. Der Autor Rahman sagt darüber: "Da einem schiitischen Muslim von Kindheit an konkrete Darstellungen dieses Ereignisses vor Augen geführt werden, entwickelt er leicht einen tiefes Empfinden für Tragik und Ungerechtigkeit, wodurch der Märtyrertod zu einem Ideal erhoben wird."

"Die Einführung der griechischen Philosophie und Logik im 9. Jahrhundert", heißt es in dem Werk The Columbia History of the World, "rief eine andersartige islamische Philosophie (falsafa) hervor, die weitreichende Auswirkungen auf die rationalistische und theologische Weltanschauung des Islam hatte. . . . Mit der Zeit machte der Islam als Religion und Lebensweg selbst tiefgreifende Veränderungen durch, die seine Einheit berührten."

Der Sufismus zum Beispiel, die abendländische Bezeichnung für die islamische Mystik, kam im 8. und 9. Jahrhundert auf und entwickelte sich rasch zu einer religiösen Massenbewegung. Im 12. Jahrhundert waren Orden oder Bruderschaften der Sufis weit verbreitet. Das Kloster der Sufis übertraf fast die Moschee an Bedeutung. Zu den Übungen des Sufismus gehören die Selbsthypnose, die durch Konzentrationstechniken oder wilde Tänze erreicht wird, das Hersagen von Gebetsformeln, der Glaube an Wunder und die Heiligenverehrung.

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Montag, 20. Mai 2013
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GEISTIGE FINSTERNIS IN DER CHRISTENHEIT – 2. Teil

Das Werk Meyers Illustrierte Weltgeschichte bezeichnet "die drei Säulen, auf denen das europäische Mittelalter ruht", als "das Erbe des klassischen Altertums in seiner spätrömischen Ausprägung, das Christentum und schließlich die Traditionen, die die Germanenvölker von ihren Vorfahren übernommen hatten". Zur Bestätigung sagt der deutsche Autor Emil Nack: "Die alten germanischen Jahresfeste fanden vielfach ihre Fortsetzung in den christlichen Feiertagen, da die Kirche auf den Rat des Papstes Gregor des Großen manche heidnische Feiern in christliche umwandelte."

Die Beobachtung dieser religiösen Feste setzte keine tiefe Religiosität unter den Germanenvölkern voraus. Andreas Heusler, Experte für die germanische Religion, schreibt über diese Religion, daß sie "nicht eben viel verbot und auch nicht Schweres verlangte, auch keine mythologische Rechtgläubigkeit. Fromm war, wer opferte, den Tempelzoll zahlte, kein Heiligtum schändete und keine Spottverse auf die Götter dichtete." Er kam zu dem Schluß: "Religiöse Inbrunst ist das noch lange nicht. . . . Der Idealismus des Germanen lag nicht in seiner Religion."

Obgleich die alten Germanenvölker an Götter glaubten, waren sie der Meinung, es gebe eine noch höhere Macht, die die Götter geschaffen habe. "Es ist die Macht des Schicksals", erklärt Emil Nack. Sie "läßt sich nicht beeinflussen durch Opfer oder Gebet". Dennoch schrieb man dem Schicksal keine "blinde Willkür" zu, da es, wie man annahm, in Einklang mit den Naturgesetzen handelte. Somit galt der Mensch als "ein frei Handelnder, er ist nicht Opfer".

Die germanische Religion war in der Natur verwurzelt. Oft wurde im Freien, in Wäldern, geopfert. Eine germanische Sage spricht von einem kosmischen Baum mit Namen Yggdrasil, wo die Götter täglich Rat hielten. In der Encyclopedia of Religion wird er wie folgt beschrieben: "Er reichte bis in den Himmel, und seine Zweige breiteten sich über die ganze Welt aus. . . . Die Symbolik des Baumes . . . spiegelt sich in anderen Traditionen wider. Im alten Babylon beispielsweise wuchs Kiskanu, ein kosmischer Baum, an einer heiligen Stätte. . . . Im alten Indien wird das Universum durch einen umgekehrten Baum dargestellt. . . . Doch es gibt keinen Beweis für irgendein jüdisch-christliches Element in der Vorstellung vom Yggdrasil."

Angesichts dieses Hintergrundes überrascht es nicht, daß in Ländern, die von der germanischen Religion stark beeinflußt wurden, die Menschen nicht sehr religiös, sondern eher fatalistisch sind und zu der Auffassung neigen: "Die Natur ist mein Gott." Es ist auch verständlich, daß viele heidnische Bräuche, die von der germanischen Religion in das Christentum übernommen wurden, naturverbunden sind. Weihnachtsbräuche wie die Verwendung von Lichtern, Mistelzweigen, des Julblocks oder des Weihnachtsbaums sind nur einige Beispiele.

Die Ostkirche, die ständig mit der abendländischen Kirche im Streit lag, war auch mit sich selbst uneins, wie der Bilderstreit zeigt. Ikonen sind im Unterschied zu den dreidimensionalen Bildnissen, wie den Statuen der römischen Kirche, religiöse Bilder auf einer flachen Oberfläche, wozu auch getriebene Arbeiten gehören. Sie stellen im allgemeinen Christus, Maria oder einen "Heiligen" dar. Im Oströmischen Reich wurden sie so volkstümlich, daß sie gemäß John S. Strong vom Bates-College "als direkte Spiegelbilder oder Nachahmungen der Personen, die sie darstellen, gelten, und . . . man schreibt ihnen daher heilige Kräfte und eventuelle Wunderkräfte zu". Anfang des achten Jahrhunderts verbot jedoch der byzantinische Kaiser Leo III. ihre Verwendung. Der Streit wurde erst 843 u. Z. endgültig beigelegt, und seit dieser Zeit wird der Gebrauch von Ikonen in der orientalischen Kirche gebilligt.

Ein weiteres Beispiel für Uneinigkeit in der Ostkirche stammt aus Ägypten. Ein Teil der ägyptischen Katholiken sprach Koptisch, der andere Griechisch, und die beiden Sprachgruppen waren sich über die Natur Christi uneinig. Wenn die byzantinische Obrigkeit es auch nicht zugeben wollte, führte dies doch zum De-facto-Bestehen zweier getrennter Kirchen. Ständig versuchten beide Parteien, einen ihrer Bischöfe in die Stellung des Patriarchen von Alexandria zu manövrieren.

Heute sind die orientalischen Kirchen immer noch geteilt. Die katholischen Ostkirchen, d. h. mit Rom unierte Kirchen, anerkennen beispielsweise die Jurisdiktion des Papstes. Die orthodoxen Kirchen und die orientalischen Nationalkirchen hingegen nicht.

Lange bevor das unheilige, kaum römische Reich, das gar kein Reich war, endete, "hatte ein Vermächtnis des Hasses von Christen gegenüber anderen Christen tief im Herzen des christlichen Ostens Wurzeln geschlagen", schreibt der anglikanische Geistliche Waddams. Bestimmt blieb die Sünde, daß "Christen" sich gegenseitig hassen, wenn sie auch im Finstern begangen wurde, im Himmel nicht unbeachtet, sondern war so deutlich zu sehen wie eine Feuersbrunst.

Auch auf der Erde blieb die Sünde der Christenheit, ein entzweites Haus geschaffen zu haben, nicht unbeachtet. Ein herausragender Araber des siebten Jahrhunderts u. Z. beispielsweise, der "durch seine Reisen und durch gute Bekannte viel vom Christentum wußte", so Waddams, war von den "Streitigkeiten, die er unter Christen beobachtete", nicht beeindruckt.

Dieser Mann suchte einen besseren Weg als den von einer entzweiten Christenheit gebotenen. Fand er ihn?

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Sonntag, 19. Mai 2013
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GEISTIGE FINSTERNIS IN DER CHRISTENHEIT – 1. Teil

Anfang des vierten Jahrhunderts verlegte Konstantin der Große, nachdem er Kaiser des Römischen Reiches geworden war, dessen Hauptstadt, und zwar von Rom nach Byzanz, einer am Bosporus gelegenen griechischen Stadt. Sie wurde in Konstantinopel umbenannt, und heute heißt sie Istanbul (Türkei). Die Verlegung sollte das auseinanderfallende Reich vereinigen. Schon in der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts "hatten sich die Umrisse eines geteilten Reiches herausgeschält, wenn auch nur undeutlich", schreibt die New Encyclopædia Britannica.

Das Christentum war im östlichen Teil des Reiches schneller und bereitwilliger aufgenommen worden als im westlichen. Daher sah Konstantin in einer allgemeinen (katholischen) Religion eine einigende Kraft. Doch ähnlich wie das Reich im Grunde gespalten war, verhielt es sich auch mit der Religion. Die Ostkirche war konservativer als die römische, und sie widerstand den theologischen Neuerungen Roms. "Bis ins zwölfte Jahrhundert gab es viele politische und theologische Streitigkeiten zwischen den beiden Kirchen", heißt es in dem Werk The Collins Atlas of World History.

Bei einer dieser theologischen Streitigkeiten ging es um das Nizäische Glaubensbekenntnis, das die Entwicklung der unbiblischen Dreieinigkeitslehre förderte. Es wurde von den ersten drei ökumenischen Konzilien der Kirche ausgearbeitet (Nizäa, 325 u. Z.; Konstantinopel, 381 u. Z.; Ephesus, 431 u. Z.) und besagt, daß der Heilige Geist "vom Vater ausgeht". Doch auf einem Konzil des sechsten Jahrhunderts änderte die abendländische Kirche den Wortlaut dahin gehend, daß er "vom Vater und vom Sohn ausgeht". Der Zusatz des filioque (lateinisch für "und vom Sohn") war und ist ein Streitpunkt zwischen den "christlichen" Schwesterkirchen.

Die Uneinigkeit wurde augenfälliger, als das Weströmische Reich 476 u. Z. zu bestehen aufhörte, womit das finstere Mittelalter einsetzte. Was das Christentum betrifft, war das Mittelalter tatsächlich eine Zeit geistiger Finsternis und Unwissenheit. Das Licht des Christentums war vorübergehend von der Finsternis der Christenheit überschattet.
Religiöse Finsternis ist der Einheit nicht förderlich. "Die verschiedenen Teile der christlichen Welt suchten ständig nach einer Einheit, die nie erreicht wurde", sagt Herbert Waddams, ehemals Kanonikus von Canterbury. "Man kann nicht davon sprechen, daß eine völlige Einheit bestand, die später zerfiel", erklärt er. "Die Vorstellung, das Christentum sei einst eine große geeinte Kirche gewesen, ist aus der Luft gegriffen."

Beim Niedergang des Römischen Reiches (476 u. Z.) war die Christenheit unter sechs konkurrierende Bischöfe aufgeteilt — Rom, Konstantinopel, Antiochia, Alexandria, Jerusalem und Salamis (Zypern).

Das "Kind", das 800 u. Z. zu Weihnachten geboren wurde, sollte heilig genannt werden. Es war ein wiederhergestelltes westliches Imperium, das ins Dasein kam, nachdem Papst Leo III. mit der Ostkirche gebrochen und den fränkischen König Karl den Großen zum Kaiser gekrönt hatte. Nach einer kurzen Unterbrechung wurde das abendländische Reich 962 u. Z. wiederbelebt und erhielt später den anmaßenderen Namen Heiliges Römisches Reich.

Eigentlich war die Bezeichnung Römisches Reich unrichtig. Der Großteil des Herrschaftsbereiches — heute Deutschland, Österreich, die westliche Tschechoslowakei, die Schweiz, Ostfrankreich und die Beneluxstaaten — lag außerhalb Italiens. Deutsches Land und deutsche Herrscher überwogen, so daß der offizielle Name schließlich auf Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation abgeändert wurde.

Das Reich vermischte Religion mit Politik. Nach Collier's Encyclopedia ging es darum, "daß es nur ein einziges politisches Oberhaupt in der Welt geben sollte, das mit der allgemeinen Kirche harmonisch zusammenarbeiten würde, wobei beide jeweils ihren eigenen von Gott verliehenen Machtbereich hätten". Doch die Grenzlinie war nicht immer eindeutig, und so kam es zu Auseinandersetzungen. Besonders Mitte des 11. bis Mitte des 13. Jahrhunderts rangen Kirche und Staat um die Führerschaft in Europa.

Einige sind der Ansicht, die Einmischung der Religion in die Politik sei selbstlos und gerechtfertigt gewesen, aber Waddams hält dem entgegen: "Es gibt kaum einen Zweifel, daß päpstliches Machtstreben in der Entwicklung eine bedeutende Rolle spielte."

Während der letzten eineinhalb Jahrhunderte seines Bestehens degenerierte das Reich zu einem losen Staatenverband unter der wackligen Macht eines gemeinsamen Kaisers. Für diese Geschichtsperiode sind die Worte des französischen Schriftstellers Voltaire äußerst passend, der sagte, es sei "weder heilig noch römisch, noch ein Reich" gewesen. Schließlich — im Jahre 1806 — starb das "heilige Kind", altersgrau und ohne etwas, was seine Heiligsprechung rechtfertigen würde. 1871 wurde es in Form des Deutschen Reiches wiederbelebt, das jedoch 1918, keine 50 Jahre später, zusammenbrach. 1933 begann das Dritte Reich unter Adolf Hitler seinen Parademarsch durch Europa, nur um 1945 in den Trümmern von Berlin zu einem schmählichen Ende zu kommen.

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Samstag, 18. Mai 2013
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LICHT DES EVANGELIUMS WIRD AUSGELÖSCHT – 3. Teil

Die Gnostiker waren nicht die einzigen, die die Wahrheit über Christus verdrehten. Nestorius, der Anfang des fünften Jahrhunderts Patriarch von Konstantinopel war, lehrte offenbar, Christus sei eigentlich zwei Personen in einer, der menschliche Jesus und der göttliche Sohn Gottes. Als Maria Christus gebar, habe sie den Menschen, nicht aber den göttlichen Sohn zur Welt gebracht. Diese Ansicht stimmte nicht mit dem Monophysitismus ("e i n e Natur") überein, wonach die Einheit zwischen Gott und dem Sohn unzertrennlich sei und Jesus, obgleich er zwei Naturen gehabt hätte, in Wirklichkeit ein einziger gewesen sei, ganz Gott und gleichzeitig ganz Mensch. Maria habe also Gott geboren und nicht nur den menschlichen Jesus.

Beide Theorien waren Folgen einer Kontroverse, die in den Jahrhunderten zuvor aufgekommen war. Arius, ein alexandrinischer Presbyter, glaubte, daß Christus dem Vater untergeordnet sei. Daher lehnte er es ab, in bezug auf das Verhältnis Christi zu Gott den Begriff homoousios (wesensgleich) zu gebrauchen. Das Konzil von Nizäa verwarf 325 u. Z. seine Ansicht und behauptete, daß Jesus "wesensgleich mit dem Vater" sei. Das Konzil von Chalzedon erklärte 451 u. Z., Christus sei eine Inkarnation Gottes. Die babylonisch-ägyptisch-griechische Vorstellung von einem dreieinigen Gott hatte nun Christi Lehre verdrängt, wonach er und sein Vater zwei getrennte Personen sind, die nicht gleich sind.

Markus 13:32: "Von jenem Tag oder der Stunde hat niemand Kenntnis, weder die Engel im Himmel noch der Sohn, sondern nur der Vater."

Johannes 14:28: "Ihr habt gehört, daß ich zu euch sagte: Ich gehe weg, und ich komme zu euch zurück. Wenn ihr mich liebtet, würdet ihr euch freuen, daß ich zum Vater hingehe, denn der Vater ist größer als ich."

Tertullian (ca. 160 bis ca. 230 u. Z.), der der nordafrikanischen Kirche angehörte, führte das Wort "trinitas" ein, das vor der Geburt des Arius unter den Christen in Gebrauch kam. Als erster Kirchenschriftsteller, der vorwiegend in Lateinisch statt in Griechisch schrieb, trug Tertullian dazu bei, die Grundlage für die abendländische Theologie zu legen. Das tat auch der "heilige" Augustinus, ebenfalls ein nordafrikanischer Kirchenlehrer, der zwei Jahrhunderte später lebte. "Augustinus wird allgemein als größter Denker der christlichen Antike anerkannt", heißt es in der New Encyclopædia Britannica.

Doch die anschließenden Worte sind für jeden aufrichtigen Katholiken oder Protestanten Grund zur Besorgnis: "In seinem Geist verschmolz die Religion des Neuen Testaments am vollständigsten mit der platonischen Überlieferung der griechischen Philosophie; und durch diesen wurde auch das Ergebnis der Verschmelzung an die christliche Welt des mittelalterlichen Katholizismus und des Protestantismus der Renaissance weitergegeben."

Gegen Ende des vierten Jahrhunderts vollendete Kaiser Theodosius I., was Konstantin begonnen hatte, indem er den Katholizismus zur Staatsreligion machte. Bald darauf kam es, wie Konstantin befürchtet hatte, zur Teilung des Römischen Reiches. Im Jahre 410 u. Z. wurde Rom von den Westgoten erobert, einem germanischen Volk, das das Reich schon lange hart bedrängt hatte, und 476 u. Z. setzte der germanische Heerführer Odoaker den weströmischen Kaiser ab und rief sich selbst zum König aus, womit das Weströmische Reich endete.

Wie würde es dem Katholizismus unter diesen neuen Umständen ergehen? Im Jahre 500 u. Z. sollen ihm 22 Prozent der Weltbevölkerung angehört haben. Aber von diesen schätzungsweise 43 Millionen Menschen war ein Großteil von religiösen Führern betrogen worden, die es für bequemer erachteten, die Wahrheit zu verdrehen, als sich selbst zu läutern. Das Licht des wahren Christentums war ausgelöscht worden. Doch aus der Finsternis sollte etwas "Heiliges" hervorkommen.

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Freitag, 17. Mai 2013
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LICHT DES EVANGELIUMS WIRD AUSGELÖSCHT – 2. Teil

Bereits im ersten Jahrhundert wurde das Christentum von falschen religiösen Lehren beeinflußt, so daß sich Paulus veranlaßt sah, Timotheus aufzufordern, sich "von den Widersprüchen der fälschlich so genannten Erkenntnis abzuwenden". Hierbei bezog er sich wahrscheinlich auf den Gnostizismus, eine Bewegung, die Anfang des zweiten Jahrhunderts Bedeutung erlangte, aber offensichtlich schon im ersten Jahrhundert ins Leben gerufen wurde, möglicherweise durch einen gewissen Simon Magus. In einigen maßgeblichen Werken wird behauptet, es könne sich dabei um den in Apostelgeschichte 8:9 erwähnten Simon handeln.

Der Gnostizismus leitet seinen Namen von dem griechischen Wort gnósis her, das "Erkenntnis" bedeutet. Die Gnostiker behaupteten, das Heil sei von einer besonderen mystischen Erkenntnis tiefer Dinge abhängig, die gewöhnlichen Christen unbekannt seien. Der Besitz dieser Erkenntnis, so dachten sie, ermögliche es ihnen, wie die Encyclopedia of Religion schreibt, "die von Jesus geoffenbarte verborgene Wahrheit" zu lehren.

Der Ursprung des gnostischen Denkens ist vielfältig. Von Babylon übernahmen die Gnostiker den Brauch, Zahlen verborgene Bedeutungen zuzuordnen, da sie angeblich mystische Wahrheiten offenbarten. Die Gnostiker lehrten auch, daß alles Materielle böse und der Geist gut sei. "Es waren dies die gleichen Gedankengänge", schreibt der deutsche Autor Karl Frick, "wie wir sie bereits im persischen Dualismus und im fernöstlichen, chinesischen "Yin" und "Yang" vorfinden." Das "Christentum" der gnostischen Schriften stützte sich zweifellos auf nichtchristliche Quellen. Wie könnte es sich da um "die von Jesus geoffenbarte verborgene Wahrheit" gehandelt haben?

Der Gelehrte R. E. O. White bezeichnet den Gnostizismus als eine Kombination aus "philosophischer Spekulation, Aberglauben, halbmagischen Riten mit zeitweise fanatischem und sogar obszönem Kultus". Andrew M. Greeley von der Staatsuniversität von Arizona sagt: "Der Jesus der Gnostiker ist manchmal unlogisch, manchmal unverständlich und manchmal ziemlich unheimlich."

Beispiele für gnostische Glaubenslehren


Marcion (zweites Jahrhundert) unterschied zwischen einem unvollkommenen Gott des "Alten Testaments", der Jesus untergeordnet gewesen sei, und Jesu Vater, dem unbekannten Gott der Liebe des "Neuen Testaments". Die Vorstellung von einem "unbekannten Gott ist im Gnostizismus ein fundamentales Thema", erklärt die Encyclopedia of Religion. Dieser unbekannte Gott wird als "höchster Intellekt, der für den menschlichen Intellekt unzugänglich ist", identifiziert. Der Schöpfer der materiellen Welt hingegen ist untergeordnet und nicht absolut intelligent; er wird als Demiurg bezeichnet.


Montanus (zweites Jahrhundert) predigte die nahe Wiederkehr Christi und die Aufrichtung des Neuen Jerusalem in einem Gebiet, das heute zur Türkei gehört. Da er mehr Wert auf den Lebenswandel als auf die Lehre legte, versuchte er offensichtlich, die ursprünglichen Werte des Christentums wiederherzustellen, doch die Bewegung neigte zu Extremen und verfiel so schließlich in dieselbe Laxheit, die sie verurteilt hatte.


Valentin (zweites Jahrhundert), ein griechischer Dichter und der bedeutendste Gnostiker aller Zeiten, behauptete, Jesu Ätherleib sei zwar durch Maria gegangen, sie habe ihn aber nicht geboren. Diese Ansicht rührt daher, daß die Gnostiker alles Materielle als böse betrachteten. Somit konnte Jesus keinen materiellen Körper haben, sonst wäre dieser auch böse gewesen. Die Doketen, ebenfalls Gnostiker, lehrten, daß alles, was mit Jesu Menschsein zu tun hatte, lediglich auf Erscheinung und Vorstellung beruhte. Dies schloß seinen Tod und seine Auferstehung ein.


Manes (drittes Jahrhundert) wurde al-Babiliyu, arabisch für "der Babylonier", genannt, da er sich selbst als "der nach Babylon gekommene Bote Gottes" bezeichnete. Er war bestrebt, eine universelle Religion zu schaffen, indem er Elemente des Christentums, des Buddhismus und des Zoroastrismus miteinander verschmolz.


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Donnerstag, 16. Mai 2013
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LICHT DES EVANGELIUMS WIRD AUSGELÖSCHT – 1. Teil

Beginnend mit dem Jahr 33 u. Z., als Rom den Begründer des Christentums zu Tode brachte, lag die sechste Weltmacht der biblischen Geschichte ständig mit den Christen im Streit. Sie wurden eingesperrt, und einige warf man sogar den Löwen vor. Aber selbst als man ihnen mit dem Martyrium drohte, als menschliche Fackeln Neros Gärten zu erleuchten, ließen die römischen Christen des ersten Jahrhunderts weiterhin ihr geistiges Licht leuchten. Mit der Zeit änderte sich jedoch die Lage.

"Anfang des dritten Jahrhunderts", heißt es in dem Buch From Christ to Constantine, "begann die Kirche geachtet zu werden." Doch die Achtbarkeit hatte ihren Preis — "ein Sinken der Maßstäbe". Folglich "wurde ein christlicher Lebenswandel nicht mehr als Erfordernis für den christlichen Glauben angesehen".

Das Licht des Evangeliums schimmerte nur noch. "Im vierten Jahrhundert", sagt das Buch Kaiserliches Rom, "erklärten die christlichen Autoren nicht nur, daß Christlichkeit und römisches Bürgertum vereinbar seien, sie sahen jetzt sogar in der langen Geschichte Roms die Vorbereitung und den Beginn einer christlichen Welt . . . Das bedeutete nicht weniger als: Rom hat in göttlichem Auftrag gehandelt."

Diese Ansicht teilte der römische Kaiser Konstantin der Große. Konstantin machte 313 u. Z. das Christentum zu einer gesetzlichen Religion. Dadurch, daß er Kirche und Staat miteinander verband, Geistliche in den Dienst des Staates stellte und die Regelung kirchlicher Angelegenheiten dem Staat übertrug, erwies er dem Christentum einen schlechten Dienst.

Bereits Anfang des zweiten Jahrhunderts hatte Ignatius, Bischof von Antiochia, eine neue Methode eingeführt, die Gemeinde zu leiten. Statt einer Gruppe von Ältesten setzte das monarchische Episkopat einen einzigen Geistlichen über jede Gemeinde. Etwa ein Jahrhundert danach weitete Cyprianus, Bischof von Karthago, dieses hierarchische System zu einer monarchischen siebenstufigen Hierarchie aus, in der der Bischof die oberste Stellung einnahm. Unter ihm standen Priester, Diakone, Subdiakone und andere. In der westlichen Kirche wurde später eine achte Stufe hinzugefügt, während die östliche Kirche eine fünfstufige Hierarchie festlegte.

Wohin führte diese mit staatlicher Anerkennung verbundene Kirchenführung? In dem Buch Kaiserliches Rom wird erklärt: "Nur achtzig Jahre nach der letzten großen Welle der Christenverfolgungen begann die Kirche selbst, Ketzer hinzurichten, und ihre Kleriker hatten kaum weniger Macht als der Kaiser." Das hatte Christus bestimmt nicht im Sinn, als er sagte, seine Jünger sollten "kein Teil der Welt" sein und die Welt durch ihren Glauben besiegen — nicht mit Gewalt.

Johannes 16:33: "Ich habe euch diese Dinge gesagt, damit ihr durch mich Frieden habt. In der Welt habt ihr Drangsal, doch faßt Mut! Ich habe die Welt besiegt."

Johannes 17:14: "Ich habe ihnen dein Wort gegeben, doch die Welt hat sie gehaßt, weil sie kein Teil der Welt sind, so wie ich kein Teil der Welt bin."

Lange vor Konstantin war die christliche Religion bereits durch heidnisches Gedankengut verfälscht worden. Die mythischen Götter Griechenlands, die einst einen starken Einfluß auf Rom hatten, beeinflußten auch die christliche Religion. "Als Rom zum Imperium wurde", heißt es in dem Werk Roman Mythology, "wurde Jupiter mit dem griechischen Zeus gleichgesetzt . . . Später wurde Jupiter als Optimus Maximus angebetet, als der Beste und Größte, eine Bezeichnung, die ins Christentum übernommen werden sollte und in vielen Inschriften vorkommt." Die New Encyclopædia Britannica schreibt: "Im Christentum überlebten die griechischen Helden und sogar Götter als Heilige."

Wie der Autor M. A. Smith erklärt, bedeutete dies, daß "sich die vielen Göttergruppen vermischten und regionale Unterschiede verschwammen. . . . Man neigte zu der Ansicht, die verschiedenen Gottheiten seien in Wirklichkeit nur verschiedene Bezeichnungen für eine einzige große Macht. . . . Die ägyptische Isis, die Artemis der Epheser und die syrische Astarte könnten gleichgesetzt werden. Der griechische Zeus, der römische Jupiter, der ägyptische Amon-Ra und sogar der jüdische Jahwe könnten als Namen dieser einen großen Macht angeführt werden."

Während das Christentum in Rom mit griechischem und römischem Gedankengut verschmolzen wurde, machte es auch andernorts Wandlungen durch. In Alexandria, Antiochia, Karthago und Odessa — alles Zentren theologischen Wirkens — entwickelten sich unterschiedliche religiöse Richtungen. Herbert Waddams, ehemals anglikanischer Kanonikus von Canterbury, sagt, die alexandrinische Richtung sei zum Beispiel "besonders von platonischen Vorstellungen beeinflußt" worden und habe den meisten Aussagen des "Alten Testaments" eine allegorische Bedeutung zugeordnet. Die antiochenische Richtung verstand die Bibel buchstäblicher und prüfte sie sorgfältiger.

Entfernungen, mangelnde Verständigung und sprachliche Mißverständnisse verstärkten die Unterschiede noch. In erster Linie waren allerdings der Geist der Unabhängigkeit und die selbstsüchtigen Ziele religiöser Führer für die Situation verantwortlich, da sie bereit waren, um persönlicher Vorteile willen die Wahrheit zu verdrehen, wodurch sie das Licht des Evangeliums auslöschten.

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