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Samstag, 1. Juni 2013
PROTESTANTISMUS – EINE REFOMATION? - 3. Teil

Das alles ist ein deutlicher Beweis dafür, daß der Protestantismus trotz möglicherweise guter Absichten einzelner Reformatoren und ihrer Anhänger das wahre Christentum nicht wiederhergestellt hat. Statt durch christliche Neutralität den Frieden zu fördern, verwickelte er sich in den Nationalismus.

Das wurde offensichtlich, sobald die Unterteilung der Christenheit in katholische und protestantische Länder Wirklichkeit geworden war. In mindestens einem Dutzend Kriegen hinterließen katholische und protestantische Streitkräfte auf dem europäischen Festland ihre Blutspuren. Die New Encyclopædia Britannica bezeichnet sie als "Religionskriege, die entfacht wurden durch die Reformation in Deutschland und in der Schweiz". Der bekannteste ist der Dreißigjährige Krieg (1618—48), bei dem sowohl politische als auch religiöse Gegensätze zwischen deutschen Protestanten und Katholiken eine Rolle spielten.

In England floß ebenfalls Blut. Zwischen 1642 und 1649 kämpfte König Karl I. gegen das Parlament. Da die meisten Gegner des Königs dem puritanischen Flügel der Kirche von England angehörten, wird der Krieg auch als Puritanische Revolution bezeichnet. Er endete mit der Hinrichtung des Königs und der Aufrichtung einer kurzlebigen puritanischen Republik unter Oliver Cromwell. Obgleich dieser englische Bürgerkrieg nicht in erster Linie ein religiöser Krieg war, sind sich Historiker einig, daß die Religion bei der Bestimmung der gegnerischen Seiten ein entscheidender Faktor war.

Während dieses Krieges kam die religiöse Gruppe der Freunde oder Quäker auf. Diese Gemeinschaft stieß auf die heftige Gegnerschaft ihrer protestantischen "Brüder". Hunderte starben im Gefängnis, und Tausende erlitten Demütigungen. Aber die Bewegung breitete sich bis in die britischen Kolonien in Amerika aus, wo William Penn 1681 von Karl II. die Konzession für die Gründung einer Quäker-Kolonie übertragen wurde, die später der Bundesstaat Pennsylvanien wurde.

Die Quäker waren nicht die einzigen, die anderswo Menschen bekehren wollten. Andere Religionen hatten dies vor ihnen getan. Nun jedoch, nach der protestantischen "Neuerung", verstärkten die Katholiken und eine große Zahl protestantischer Gemeinschaften ihre Anstrengungen, "Ungläubigen" Christi Botschaft der Wahrheit und des Friedens zu überbringen. Aber welche Ironie! Als "Gläubige" waren Katholiken und Protestanten nicht imstande, sich auf eine gemeinsame Definition der göttlichen Wahrheit zu einigen. Und sie vermochten auch nicht, wie Brüder in Frieden und Einheit zusammen zu leben. Was konnte angesichts dieser Situation erwartet werden, als "Christen" und "Heiden" sich begegneten?

1985 hat die Zahl der reformierten Kirchen 22 190 betragen.

ANGLIKANISCHE KIRCHENGEMEINSCHAFT: 25 selbständige Kirchen und sechs weitere Körperschaften, die mit der Kirche von England in Lehre, Verfassung und Liturgie übereinstimmen und den Ehrenprimat des Erzbischofs von Canterbury anerkennen. Die Encyclopedia of Religion sagt, daß der Anglikanismus "den Glauben an die apostolische Sukzession der Bischöfe bewahrt und viele vorreformatorische Bräuche beibehalten hat". Im Mittelpunkt des Gottesdienstes steht das Book of Common Prayer; seine Liturgie ist "die einzige in der Landessprache aus der Reformationszeit, die noch in Gebrauch ist". Die Anglikaner in den Vereinigten Staaten brachen mit der Kirche von England und gründeten 1789 die Protestant Episcopal Church; im Februar 1989 brachen sie erneut mit der Tradition, indem sie zum erstenmal in der anglikanischen Geschichte einen weiblichen Bischof einsetzten.

BAPTISTEN: 369 Religionsgemeinschaften. Sie gehen auf die Wiedertäufer des 16. Jahrhunderts zurück, die die Erwachsenentaufe durch Untertauchen hervorhoben. Wie die Encyclopedia of Religion schreibt, fällt es den Baptisten schwer, "die organisatorische und theologische Einheit zu wahren". Weiter heißt es: "Die Baptistenfamilie in den Vereinigten Staaten ist groß . . ., aber wie in vielen anderen großen Familien sprechen einige Glieder nicht miteinander."

LUTHERISCHE KIRCHEN: 240 Kirchen. Sie können sich von allen protestantischen Religionsgemeinschaften der insgesamt größten Anhängerschaft rühmen. Sie sind "nach wie vor ethnisch etwas entzweit (Deutsche, Schweden usw.)", sagt The World Almanac and Book of Facts 1988. Doch die "hauptsächliche Spaltung besteht zwischen Fundamentalisten und Liberalen". Die Spaltung der Lutheraner in nationalistische Lager wurde während des Zweiten Weltkriegs ersichtlich, als gemäß E. W. Gritsch vom Lutherischen Theologischen Seminar (USA) "eine kleine Minderheit der evangelischen Pfarrer und Gemeinden (in Deutschland) Hitler Widerstand leistete, doch die große Mehrheit der Evangelischen entweder schwieg oder aktiv mit dem Nazi-Regime zusammenarbeitete".

METHODISTENKIRCHEN: 188 Kirchen, die aus einer 1738 von John Wesley ins Leben gerufenen Bewegung innerhalb der Kirche von England entstanden sind. Nach seinem Tod löste sich diese Bewegung von der anglikanischen Kirche. Wesley definierte einen Methodisten als "jemand, der nach der Methode lebt, die in der Bibel dargelegt ist".

REFORMIERTE UND PRESBYTERIANISCHE KIRCHEN: Die reformierten Kirchen, 354 Glaubensgemeinschaften, sind in der Lehre nicht lutherisch, sondern calvinistisch, und betrachten sich selbst als die "katholische Kirche, reformiert". "Presbyterianisch" bezeichnet eine Kirchenleitung durch Älteste (Presbyter); alle presbyterianischen Kirchen sind reformierte Kirchen, aber nicht alle reformierten Kirchen haben eine presbyterianische Leitung.

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