Bei der Erschaffung des Menschen sowie nach der Flut der Tage Noahs gab es tatsächlich nur eine Religion. Man fragt sich, warum es dann heute hundert und noch mehr Versionen gibt.
Um dies festzustellen, wenden wir uns Nimrod zu, einem Urenkel Noahs. Die Bibel sagt von ihm: "Er machte den Anfang, ein Gewaltiger auf der Erde zu werden. Er erwies sich als ein gewaltiger Jäger im Widerstand gegen Jehova. . . . der Anfang seines Königreiches wurde Babel und Erech und Akkad und Kalne im Land Schinar. Von jenem Land zog er nach Assyrien aus und machte sich daran, Ninive zu bauen und Rehoboth-Ir und Kalach".
Nimrod begann offensichtlich etwas Neues, denn "er machte den Anfang, ein Gewaltiger auf der Erde zu werden". Aber womit begann er? Die Worte "der Anfang seines Königreiches" geben uns einen Hinweis. Wenn Nimrod ein Königreich hatte, muß er ein König, ein Herrscher, gewesen sein. In einem Bibelkommentar wird er deshalb richtigerweise als "erster Machthaber nach der Sintflut" bezeichnet mit der Erklärung, daß es zuvor keinen wie ihn gab. Daher gibt die Menge-Übersetzung 1. Mose 10:8 wie folgt wieder: "Dieser wurde der erste Gewalthaber auf der Erde."
Nimrod setzte dem Schöpfer, dessen Wille es nie war, daß die Menschen sich selbst regierten, Widerstand entgegen. Und als Nimrod "nach Assyrien" auszog, wollte er sein politisches Reich ausdehnen — möglicherweise mit Waffengewalt. Wenn ja, dann war er nicht nur ein "gewaltiger Jäger" im Hinblick auf Tiere, sondern auch im Hinblick auf Menschen.
In der Collier's Encyclopedia heißt es: "Nimrod ist mit verschiedenen alten Königen, Helden oder Gottheiten gleichzusetzen, darunter Merodach (Marduk), ein assyrisch-babylonischer Gott; Gilgamesch, ein babylonischer Heros, der als Jäger beschrieben wird; und Orion, ein Jäger der klassischen Mythologie."
Im Lexikon zur Bibel von Fritz Rienecker wird daher eingeräumt: "Wir wissen nicht mehr von ihm, als die biblischen Angaben bieten."
Doch Nimrod existierte wirklich. Er wird in arabischen Überlieferungen erwähnt. Sein Name erscheint in geographischen Namen des Nahen Ostens als Nimrud oder Nimroud. Sumerisch-akkadische Lehrgedichte berichten von seinen Heldentaten. Und der jüdische Geschichtsschreiber Josephus nennt ihn mit Namen.
Da Nimrods politisches System darauf abzielte, Gottes rechtmäßige Herrschaft über die Menschheit zu verdrängen, erhielt es eine religiöse Färbung. Die Menschen begannen einen Turm zu bauen "mit seiner Spitze bis in die Himmel", um sich — nicht Gott — "einen berühmten Namen" zu machen.
1. Mose 11:4: "Nun sagten sie: "Auf! Laßt uns eine Stadt und auch einen Turm bauen mit seiner Spitze bis in die Himmel, und machen wir uns einen berühmten Namen, damit wir nicht über die ganze Erdoberfläche zerstreut werden."
Archäologen sind zwar nicht in der Lage, von irgendeiner alten Ruine zu sagen, es handle sich mit Sicherheit um Nimrods Turm zu Babel, aber sie haben in Mesopotamien über zwei Dutzend Bauten gefunden, die diesem ähnlich sein könnten. Eine bestimmte Art Turm war kennzeichnend für die dortige Tempelarchitektur. In dem Buch Paths of Faith wird gesagt, daß babylonische Tempel "in der Mitte eine Zikkurat hatten, einen pyramidenförmigen Bau mit einem Heiligtum als Spitze". Weiter wird ausgeführt: "Gleich anderen religiösen Bauten von den Pyramiden Ägyptens bis zu den Stupas Indiens oder den Pagoden der buddhistischen Welt war die Zikkurat . . . wahrscheinlich ein entfernter Vorläufer des Kirchturms."
Der deutsche Archäologe Walter Andrae führte zu Beginn des 20. Jahrhunderts in diesem Gebiet umfangreiche Ausgrabungen durch. Er hat das Heiligtum der Zikkurat als "das Tor bezeichnet, durch das der Gott vom Himmel herniedersteigt, um über die Zikkurattreppe in seine irdische Wohnung zu gelangen". Kein Wunder, daß die Bewohner Babels behaupteten, der Name ihrer Stadt bedeute "Tor Gottes", hergeleitet von bab (Tor) und ilu (Gott).
Nimrod, der erste, der Religion und Politik miteinander verschmolz, gab ein Vorbild für künftige ähnliche Verbindungen. Hatte eine solche Verschmelzung Gottes Billigung? Es sollte sich folgender Grundsatz bewahrheiten, der später in der Bibel niedergeschrieben wurde:
Matthäus 7:18: "Ein guter Baum kann nicht wertlose Frucht tragen, noch kann ein fauler Baum vortreffliche Frucht hervorbringen".
Doch wie wir sehen werden, gibt es noch weitere Gründe, dem biblischen Bericht über Nimrod und seinen Turm Glauben zu schenken.
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