Ein Buch der Bibel ist besonders aufschlußreich, was die Hauptursache von Leid betrifft und den Grund anlangt, warum der fürsorgliche Schöpfer es zuläßt. Dieses Buch, das Buch Hiob, kann eine verzerrte Sichtweise in bezug auf das Leid völlig entzerren. Es gewährt uns Einblick in den unsichtbaren Bereich, wo sich die Schlüsselereignisse zugetragen haben.
Vor etwa 3 500 Jahren, kurz bevor Moses die ersten Bibelbücher schrieb, lebte der Mann Hiob in dem Teil der Erde, der heute Arabien genannt wird. Wie der Bericht zeigt, war Hiob rechtschaffen und wohltätig und war sehr geachtet. Er besaß großen Reichtum in Form von Vieh und wurde sogar "der größte von allen Orientalen" genannt. Er hatte eine glückliche Familie — eine Frau, sieben Söhne und drei Töchter. Eines Tages eilte ein Bote herbei und berichtete, daß einige der wertvollen Großviehherden Hiobs von einer Plündererstreifschar geraubt worden waren. Kurz danach meldete ein anderer Bote den Verlust der Schafherden Hiobs. Dann nahmen die Chaldäer 3 000 seiner Kamele mit und töteten alle Bediensteten bis auf einen. Zuletzt kam die schlimmste Nachricht: Ein ungewöhnlich starker Wind ließ das Haus seines Erstgeborenen einstürzen, und alle Kinder Hiobs, die dort versammelt waren, kamen ums Leben. Würde Hiob angesichts solchen Leids Gott die Schuld geben? Wie hätten wir an seiner Stelle empfunden?
Es stand jedoch noch weiteres Unheil bevor. Hiob wurde mit einer entsetzlichen Krankheit geschlagen, die am ganzen Körper bösartige entzündete Beulen hervorrief. Er wurde so krank und wirkte so abstoßend, daß seine Frau Gott die Schuld gab. "Fluche Gott und stirb!" sagte sie. Hiob wußte nicht, warum er litt. Er warf jedoch Gott nicht vor, sein Leid verursacht zu haben. "In all diesem sündigte Hiob nicht mit seinen Lippen".
Drei Bekannte Hiobs hörten von seinem Kummer und kamen zu ihm. "Wo sind die Rechtschaffenen je ausgetilgt worden?" fragte Eliphas, der Hiob unterstellte, er müsse böse gehandelt haben. Er klagte Hiob geheimer Sünden an. Mehr noch, Hiob würde sogar den Bedürftigen die Bitte nach Brot abschlagen und Witwen und Waisen bedrücken. Die beiden anderen falschen Tröster schalten Hiob ebenfalls und erweckten den Eindruck, als sei er an seinem Leid selbst schuld. Hatten sie recht? Ganz und gar nicht!
Das Buch Hiob hilft uns, zu erkennen, was die eigentliche Ursache für sein Leid war und warum Gott es zuließ. Die Kapitel 1 und 2 geben Aufschluß, was sich kurz zuvor in den unsichtbaren Himmeln, im geistigen Bereich, zugetragen hatte. Der rebellische Geist, Satan genannt, versammelte sich mit anderen Geistern in der Gegenwart Gottes. Als Gott das tadellose Verhalten Hiobs erwähnte, erhob Satan Einspruch: "Ist es etwa umsonst, daß Hiob Gott gefürchtet hat? . . . zur Abwechslung strecke bitte deine Hand aus, und taste alles an, was er hat, und sieh, ob er dir nicht direkt ins Angesicht fluchen wird".
Mit anderen Worten, Satan warf Gott vor, er besteche Hiob. Das aufsässige Geistgeschöpf behauptete, Hiob würde Gott fluchen, wenn er seines Reichtums und seiner Gesundheit beraubt würde. In erweitertem Sinn machte Satan geltend, daß kein Mensch Gott angesichts von Leid liebe und ihm gegenüber loyal sei. Jener Einspruch hatte globale und nachhaltige Folgen. Die strittigen Fragen, die Satan aufwarf, mußten geklärt werden. Gott überließ es daher Satan, gegen Hiob vorzugehen, und Satan brachte die verschiedensten Formen von Leid über ihn.
Verständlicherweise wußte Hiob nichts von der universellen Streitfrage, die im Himmel aufgeworfen worden war, und er konnte auch nichts davon wissen. Satan sorgte dafür, daß alles so aussah, als ließe Gott das Unheil über Hiob hereinbrechen. Als zum Beispiel Hiobs Schafherden vom Blitz getroffen wurden, schloß der überlebende Bedienstete daraus, es sei das "Feuer Gottes" gewesen. Obwohl Hiob nicht wußte, warum all das geschah, fluchte er Jehova nicht und sagte sich nicht von ihm los.
Wenn wir die Umstände analysieren, die den Hintergrund der Erfahrung Hiobs bilden, dann erkennen wir, um welche Frage es geht: Werden Menschen trotz Schwierigkeiten Jehova aus Liebe dienen? Hiob trug dazu bei, diese Frage zu beantworten. Nur echte Liebe zu Gott konnte ihn dazu bewogen haben, Jehova treu zu bleiben. Welch ein Zeugnis gegen Satans Falschanklagen! Dieser Rechtsfall begann und endete jedoch nicht mit Hiob; er hat Jahrhunderte gedauert und dauert noch an. Auch wir sind mit einbezogen.
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