An dem letzten Abend, an dem Jesus mit seinen Aposteln zusammen war, nahm er mit ihnen ein besonderes Mahl ein. Bei einem solchen Mahl pflegte ein jüdischer Gastgeber normalerweise seinen Gästen Gastfreundschaft zu erweisen, indem er den Gästen, die vielleicht in Sandalen über staubige Straßen gelaufen waren, die Füße wusch. Niemand bot sich jedoch an, dies für Jesus zu tun. Daher erhob er sich demütig, nahm ein Tuch und ein Becken und begann, den Aposteln die Füße zu waschen. Als Petrus an die Reihe kam, schämte er sich, diese Dienstleistung von Jesus anzunehmen.
Petrus sagte zu ihm: "Du wirst mir bestimmt niemals die Füße waschen!"
"Wenn ich dich nicht wasche", erwiderte Jesus, "hast du keinen Teil mit mir."
Jesus wußte, daß er bald sterben würde, daher fügte er hinzu: "Wenn . . . ich euch, obwohl Herr und Lehrer, die Füße gewaschen habe, so seid auch ihr verpflichtet, einander die Füße zu waschen. Denn ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit so, wie ich euch getan habe, auch ihr tun sollt"
Petrus sagte zu ihm: "Herr, nicht nur meine Füße, sondern auch die Hände und den Kopf."
Jesus sprach zu ihm: "Wer gebadet ist, braucht weiter nichts mehr, als sich die Füße zu waschen, sondern ist ganz rein. Und ihr seid rein, aber nicht alle."
Jahrzehnte später forderte Petrus Christen auf, Jesus nachzuahmen, nicht durch Fußwaschungszeremonien, sondern indem sie demütig anderen dienten, statt "über sie zu herrschen". "Gott widersteht den Hochmütigen", wie Petrus an Hand des Beispiels Jesu erkannte, "den Demütigen aber erweist er unverdiente Güte." Was für eine Lektion über den Schöpfer! Doch Petrus lernte noch mehr.
Nach jenem letzten Mahl führte Judas Iskariot, ein Apostel, der jedoch zum Dieb geworden war, eine Abteilung bewaffneter Männer an, die Jesus verhaften sollten. Als es dazu kam, blieb Petrus nicht untätig. Er zog das Schwert und verletzte einen Mann in der Volksmenge. Jesus wies Petrus mit den Worten zurecht: "Stecke dein Schwert wieder an seinen Platz, denn alle, die zum Schwert greifen, werden durch das Schwert umkommen." Während Petrus zusah, berührte Jesus dann den Mann und heilte ihn. Jesus lebte eindeutig gemäß seiner Lehre "Fahrt fort, eure Feinde zu lieben" und ahmte dabei seinen Vater nach, der "seine Sonne über Böse und Gute aufgehen und es über Gerechte und Ungerechte regnen läßt".
Im Verlauf dieser anstrengenden Nacht wurde Jesus vor dem obersten jüdischen Gericht einem kurzen Verhör unterzogen. Er wurde fälschlich der Lästerung angeklagt, dem römischen Statthalter vorgeführt und dann ungerechterweise ausgeliefert, um hingerichtet zu werden. Juden und Römer verspotteten ihn. Er wurde brutal mißhandelt und schließlich an den Pfahl geschlagen. Durch einen Großteil jener Mißhandlung erfüllten sich Prophezeiungen, die Jahrhunderte zuvor niedergeschrieben worden waren. Selbst die Soldaten, die Jesus am Marterpfahl beobachteten, gaben zu: "Bestimmt war dieser Gottes Sohn".
Diese Entwicklungen müssen Petrus und andere zu der Frage veranlaßt haben, warum der Christus sterben mußte. Doch das verstanden sie erst später. Durch jene Ereignisse erfüllte sich die Prophezeiung in Jesaja, Kapitel 53, aus der hervorging, daß der Christus nicht nur den Juden, sondern auch der ganzen Menschheit Befreiung bringen würde. Petrus schrieb: "Er selbst trug unsere Sünden in seinem eigenen Leib an den Stamm hinauf, damit wir mit Sünden nichts mehr zu tun hätten und für die Gerechtigkeit leben könnten. Und ‚durch seine Striemen wurdet ihr geheilt‘ ".
Petrus erfaßte den Sinn einer Wahrheit, die Jesus dargelegt hatte: "Der Menschensohn ist nicht gekommen . . ., um bedient zu werden, sondern um zu dienen und seine Seele als ein Lösegeld im Austausch gegen viele zu geben".
Jesus mußte sein Recht auf Leben als vollkommener Mensch hingeben, um die Menschheit aus dem sündigen, von Adam ererbten Zustand zurückzukaufen. Dabei handelt es sich um eine biblische Grundlehre — das Lösegeld.
Petrus schätzte, was Jesus tat, und das bewog ihn dazu, "den Rest seiner Zeit im Fleische nicht mehr für die menschlichen Begierden, sondern nach dem Willen Gottes zu leben". Für Petrus bedeutete das, schädigende Gewohnheiten und eine unmoralische Lebensweise zu meiden, und das gilt auch für uns.
Andere machen es jemandem, der sich bemüht, den "Willen Gottes" zu tun, vielleicht schwer. Dennoch wird er feststellen, daß sein Leben lohnender und sinnvoller wird. Das war bei Petrus so, und es kann auch bei uns so sein, wenn wir "unsere Seelen oder unser Leben, während wir Gutes tun, einem treuen Schöpfer anbefehlen".
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