Jesus wusste, ihm würden nur noch wenige kostbare Stunden mit seinen Aposteln bleiben. Er wusste, was ihnen bevorstand. Sie sollten eine große Aufgabe ausführen, würden aber genauso gehasst und verfolgt werden wie er selbst. Mehr als einmal erinnerte er sie an diesem letzten gemeinsamen Abend daran, wie wichtig es für sie sei, einander zu lieben.
Der Apostel Petrus, der jenen Abend miterlebte, begriff die Lektion. Jahre später betonte Petrus selbst, wie wichtig Liebe ist. Kurz vor der Zerstörung Jerusalems schrieb er Christen folgenden Rat: "Das Ende aller Dinge aber hat sich genaht. Seid daher gesunden Sinnes, und seid wachsam im Hinblick auf Gebete. Habt vor allem inbrünstige Liebe zueinander, denn Liebe deckt eine Menge von Sünden zu." (1. Petrus 4:7, 8). Für alle, die in den "letzten Tagen" des jetzigen Systems leben, sind diese Worte des Petrus hochaktuell. Was ist unter inbrünstiger Liebe zu verstehen? Warum ist es wichtig, dass wir andere so lieben? Und wie können wir diese Liebe zeigen?
Viele halten Liebe für ein Gefühl, das sich ganz von selbst einstellen muss. Aber Petrus meinte hier nicht irgendeine Art von Liebe. Er sprach von der edelsten Form der Liebe. Das in 1. Petrus 4:8 verwendete griechische Wort für "Liebe" lautet agape. Damit ist eine selbstlose, von Prinzipien geleitete oder beherrschte Liebe gemeint. In einem Nachschlagewerk heißt es dazu: "Agape-Liebe kann man sich selbst gebieten, denn sie ist nicht in erster Linie ein Gefühl, sondern eine Willensentscheidung, nach der man handelt." Weil wir eine Neigung zur Selbstsucht geerbt haben, müssen wir daran erinnert werden, einander zu lieben und uns dabei von göttlichen Grundsätzen leiten zu lassen.
Das heißt nicht, dass wir einander lediglich aus Pflichtgefühl heraus lieben sollten. Agape ist nicht ohne Herzlichkeit und Zuneigung. Petrus sagte, wir sollten "inbrünstige [wörtlich: "ausgestreckte"] Liebe zueinander" haben (Kingdom Interlinear Translation). Allerdings muss man sich anstrengen, um diese Liebe zu zeigen. Über das mit "inbrünstig" wiedergegebene griechische Wort schreibt ein Gelehrter: "Es vermittelt das Bild eines Läufers, der kurz vor dem Ziel mit aller Willenskraft die letzten Kraftreserven seiner Muskeln mobilisiert."
Unsere Liebe darf sich also nicht auf das beschränken, was uns leicht fällt, oder nur auf wenige Auserwählte. Christliche Liebe erfordert, dass wir unser Herz "ausstrecken", die Liebe also auch in Situationen zeigen, in denen es uns nicht leicht fällt. Diese Art von Liebe muss ganz offensichtlich entwickelt werden; man muss daran arbeiten, wie ein Sportler ständig trainieren und an seinen Fertigkeiten arbeiten muss. Dass wir uns gegenseitig so lieben, ist ungemein wichtig. Warum sollten wir einander lieben?
Erstens "weil die Liebe aus Gott ist" (1. Johannes 4:7). Jehova, von dem diese gewinnende Eigenschaft stammt, hat uns zuerst geliebt. Der Apostel Johannes sagt: "Dadurch wurde die Liebe Gottes in unserem Fall offenbar gemacht, dass Gott seinen einziggezeugten Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir durch ihn Leben erlangen könnten" (1. Johannes 4:9). Dass Gottes Sohn "in die Welt gesandt" wurde, bedeutet, dass er ein Mensch wurde, seinen Dienst durchführte und an einem Marterpfahl starb — all das, "damit wir durch ihn Leben erlangen könnten". Wozu sollte uns dieser größte Beweis der Liebe Gottes bewegen? Johannes sagt: "Wenn Gott uns so geliebt hat, dann sind wir selbst verpflichtet, einander zu lieben". Uns ist bestimmt aufgefallen, dass Johannes schreibt: "Wenn Gott uns so geliebt hat" — nicht einfach nur mich, sondern uns. Damit ist klar: Wenn Gott uns Menschen liebt, dann sollten wir sie auch lieben
Zweitens ist es gerade jetzt besonders wichtig, dass wir einander noch mehr lieben und daher Anderen, die Not leiden, Hilfe zukommen lassen, weil sich das Ende aller Dinge genaht hat. Wir leben in kritischen Zeiten, mit denen man schwer fertig wird. Weltverhältnisse, Naturkatastrophen und Gegnerschaft machen uns zu schaffen. Wenn uns Umstände sehr zusetzen, müssen wir immer enger zusammenrücken. Inbrünstige Liebe lässt uns fest zusammenhalten und motiviert uns, füreinander zu sorgen.
Drittens müssen wir einander lieben, weil wir dem Teufel keinen Raum geben möchten, uns gegeneinander auszuspielen. Satan versteht es, die Unvollkommenheiten unserer Mitmenschen — ihre Schwächen und Fehler — sofort auszunutzen, um uns ein Bein zu stellen. Wäre eine gedankenlose Bemerkung oder lieblose Handlung eines Anderen für uns Grund genug, uns zurückzuziehen? Nicht, wenn wir einander inbrünstig lieben! So eine Liebe ermöglicht es uns, den Frieden zu bewahren und Gott vereint, "Schulter an Schulter", zu dienen.
Denken wir daran, dass Petrus seinen Rat, einander zu lieben, mit den Worten einleitete: "Das Ende aller Dinge . . . hat sich genaht". Bald wird die heutige böse Welt der gerechten neuen Welt Gottes Platz machen. Deshalb wäre Selbstzufriedenheit heute völlig fehl am Platz.
Jesus warnte uns: "Gebt aber auf euch selbst Acht, damit euer Herz niemals durch unmäßiges Essen und unmäßiges Trinken und Sorgen des Lebens beschwert wird und jener Tag plötzlich, in einem Augenblick, über euch kommt wie eine Schlinge" (Lukas 21:34, 35).
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